#139 25 Jahre Legitimierung des E-Sports, mit Sebastian Weishaar
Shownotes
Wenn in vergangenen Podcast-Folgen über die großen Drahtzieher hinter den Kulissen des E-Sport gesprochen wurde, fiel ein Name immer wieder: Sebastian Weishaar aka Baschi. Ein Mann, der selten vor der Kamera zu sehen ist, aber im Hintergrund nun schon seit fast 25 Jahren die Strippen in der Hand hält. In Folge 139 kommt Sebastian endlich selbst in den Podcast, um mit Chris und Dennis über seine eigene Geschichte im E-Sport zu sprechen. Bereits in den 90er Jahren investiere er das Geld seiner Eltern für’s Online Gaming. Als einer der besten Warcraft 2 Spieler der Welt gründete er schließlich eine eigene Liga - Die WC3L. Obwohl diese auch bald zu den größten Ligen der Welt gehörte, hatte Sebastians Umfeld lange Zeit trotzdem wenig Verständnis für die Zeit und Arbeit, die Baschi in den E-Sport steckte. Im Podcast spricht Sebastian darüber, wann, wie und warum sich das geändert hat und gibt tiefe Einblicke in seine Reise mit der ESL (heute EFG). Was war die Motivation hinter dem Aufbau der ESL? Wie hat sich die ESL durch Wirtschaftskrisen und Corona verändert? Und wie wurde sie zum Unicorn? Außerdem reflektieren Chris, Dennis und Sebastian, wie sich der E-Sport im Laufe der letzten 20 Jahre legitimiert hat. Was hat dazu beigetragen? Wo steht der E-Sport heute? Und wie groß ist das Potenzial für die Zukunft?
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00:00:09: ELGEHLO Herzlich willkommen im Spielekeller Folge 139. Meine Wenigkeit und natürlich der bezaubernde Chris Hanna wieder mit am Start. Ja, heute mal wieder ein neues Wort aus meinem großen Wortfundus ausgepackt. Na, wie geht's dir? Ich hab das Gefühl, ich hab von dir in den letzten Tagen nichts gehört. Das heißt, du bist nicht weit weggereist. Ha! Siehste?
00:00:19: Chris Bezaubernd. Ja, ich bin ich nicht. Tatsächlich. Ich müsste jetzt in meinen Kalender gucken und nachschauen, was ich eigentlich gemacht habe in der letzten Woche, weil die ging echt schnell. Die ist echt schnell vorbeigeflogen. Ich war nicht weg.
00:00:44: ELGEHLO Die Zeit geht generell immer sehr schnell vorbei, habe ich das Gefühl. Aber gerade Richtung Ende des Jahres, weil es da immer sehr umtriebig ist, zumindest bei mir in der Ecke, dann habe ich das Gefühl, so ab Ende September bis Weihnachten ist halt dreimal Augen zumachen und dann auf einmal ist Weihnachten und du fragst dich, wo das Jahr hin ist. Ja, ich war in Hamburg mal wieder. Ich war jetzt drei Wochen dreimal in Hamburg. Jetzt ist auch wirklich absolut das Limit. Ich muss da leider noch
00:01:08: Chris Fürs Xperion oder?
00:01:09: ELGEHLO Ja, und dann aber am Samstag auch privat auf eine Hochzeit und habe das natürlich fantastisch miteinander verbinden können. Das ist der Vorteil, ehrlicherweise. Es hat mich auch sehr gefreut, dass in Hamburg jetzt dann Experian ist, weil ich viele oder einige gute, wirklich sehr gute Freunde in Hamburg habe. Ich mag die Stadt, ich mag die Leute.
00:01:28: ELGEHLO Und das bietet sich jetzt gerne an. Aber ich hab auch gemerkt, nach dem dritten Mal hintereinander reicht jetzt. Früher hab ich immer gedacht, ich würde gerne öfter in Hamburg sein. Jetzt hab ich mir gedacht, dreimal hintereinander reicht jetzt auch. Also, ich geh am 5. November, geh ich übrigens, also fahr ich nochmal nach Hamburg. Nur für eine Nacht, weil wir so eine Tradition haben zu den US-Wahlen. In der Nacht gucken wir halt bis morgens um 10 oder so, je nachdem, wie es dann so läuft. Und Karl Kuhn ist mit eingeladen in dieser elitären Runde.
00:01:52: ELGEHLO Weil der politisch auch sehr engagiert ist und auch eine sehr starke Meinung haben kann. Und das mit einem anderen Kollegen, der auch sehr extreme, starke Meinung hat, das wird ein wildes Fest. Ich sag's dir. Und dann fahr ich am nächsten Tag wieder zurück. Nur dafür komm ich. Nein. Also ich schon. Diesmal. Ausnahmsweise. Aber normalerweise nicht. Das geht nicht.
00:02:04: Chris Aber ihr guckt euch das nicht nüchtern an, oder? Cool.
00:02:15: ELGEHLO Ja, ist gut. Wir machen das seit zwölf Jahren. Jetzt mal schauen. Das ist eine lustige Runde. So, wie ist es denn sonst so? Ja? Geil. Wie viel Fläche habt ihr da insgesamt eingeplant für den TCG-Bereich?
00:02:25: Chris Ja, ist gut. Einfach so viel, viel gerade. Weil jetzt ja auch die letzten Züge für die Comic Con laufen. Also alles jetzt so quasi halbplanfertig und so. Es geht sich so an die allerletzten Feinheiten. Aber ich glaube, das wird ganz gut.
00:02:43: Chris Du hast ja die Halle, die ist ja unterteilt, sie haben ja mehrere Hallen. Eine Halle ist unterteilt in vier Schiffe, so heißt es in diesen Bereichen. Wir haben ein halbes Schiff, das sind aber glaube ich 900 Quadratmeter trotz allem noch irgendwie. Und da gibt es, also sie ist auch eigentlich ganz gut gefüllt.
00:02:49: ELGEHLO Ja. Nice, das nicht wenig. Ja. Wann ist das nochmal genau? Welches Datum?
00:03:04: Chris Da gibt es jetzt noch so zwei, drei Sachen, die wir noch nicht offiziell announced haben. Deswegen erzähle ich da gerne später was zu, aber da wird es auch gute Aktivierungen geben, glaube ich. Da wird es spannend. Das ist am 30. November und am 1. Dezember. Genau, deswegen kannst du ja auch nicht. Aber es ist genau in diesem
00:03:18: ELGEHLO Das ist ja genau beim HSC, ne? Ja, ich wollte da nämlich ganz gerne mal vorbei, ehrlicherweise. Ja. Ja. Ja, nice. Ja.
00:03:24: Chris Das ist genau an dem Wochenende. Ich würde eh Fotos und Videos kriegen. Aber ich bin gespannt. Das ist der erste Aufschlag. Der erste Aufschlag muss halt irgendwie sitzen. Es muss ja vernünftig laufen, damit es irgendwie Spaß macht. Aber es gibt halt Magic. Es wird Lorcaner geben. Und dann gibt es auch eine Produktion vor Ort. Es ist jetzt alles nicht wild, aber ich glaube, für das erste Jahr wird das ganz okay.
00:03:51: ELGEHLO Okay, nice. Fingers crossed. Ja, bei unserem Starcraft-Event kommt endlich mal ein Spieler vorbei, der noch nie bei uns war. Und das kann ich mir nicht, auch noch ein Terraner. Ja, ja, das ... Ja, tatsächlich gibt einen, glaub ich, gefühlt auch wirklich nur einen, den wir immer mal dabei haben wollten, der ja schon viele Champion-Chips gewonnen hat generell. Unser Gast wird bestimmt wissen, wer das ist. Möglicherweise. Auch wenn er vielleicht ein bisschen eingerostet ist. Aber ... ja, da freu ich mich richtig drauf. Ich will's noch nicht callen.
00:03:58: Chris Gibt es das?
00:04:20: ELGEHLO Vielleicht gleich. Ich glaube, so viele Leute aus der Star-Craft-Szene werden jetzt hier nicht rein. Mal schauen. Die Zielgruppe wäre nicht die allerschlechteste, glaube ich.
00:04:24: Chris Also eigentlich sehe ich ja ein Home Story Cup StarCraft Sammelkarten-Set. Es gibt Karten. Ich glaube, in China haben die gelauncht. Gibt es da StarCraft-Karten? Also da gibt es tatsächlich was. Wir gucken uns ganz unterschiedliche Spiele gerade an, aber das ist doch sehr nahe, eigentlich. Wie du halt Bock hast, ne? Ich glaube, auf Masse kannst du die nicht produzieren.
00:04:47: ELGEHLO Ist das dann so eine richtig limited Edition oder wie stelle ich mir das vor? Nee, genau, das wäre jetzt die Frage, ne? Also... Ja, muss man mal gucken. Heute haben wir einen fantastischen Gast, den ich sehr gerne vorstelle, weil wir auch befreundet sind unter anderem und schon uns mittlerweile
00:04:55: Chris Aber wenn du die gut... Ja, ich glaube, das könnte man mal durchsprechen. Aber du hast einen Gast erwähnt. Wer ist denn unser Gast?
00:05:17: ELGEHLO Ich weiß, wir kennen uns mittlerweile seit dreiundzwanzig Jahren bestimmt oder so. Also es ist schon wirklich lange. Ein Mensch, der stetig hinter der Kamera unterwegs ist. Also man sieht ihn sehr selten vor der Kamera in Podcasts oder ähnlichem.
00:05:32: ELGEHLO Ich sage immer, ob er es jetzt hören möchte oder nicht, aber er ist schon Strippen und Drahtzieher in der E-Sport-Welt gewesen über viele, viele Jahre und hat auch einen fantastischen Weg vom Admin bis hin zur Geschäftsführung gemacht. Kann man so sagen. Bashi bzw. Sebastian Weißer.
00:05:52: Sebastian Weishaar Hallo Dennis, freut mich. Ja. Hat mir Mühe gegeben.
00:05:54: ELGEHLO Ja, danke, dass du heute übrigens das bestmögliche Mikrofon mitgebracht hast. Also, ich muss sagen, Baschi ist wirklich einer der schlausten Menschen, die ich kenne und immer bestens vorbereitet. Aber, ja. Kannst du mal ganz kurz eine Heads-up geben? Wer bist du denn? Was machst du, machst du so erstmal so high-level für den Moment?
00:06:19: Sebastian Weishaar Ja, wer bin ich? Sebastian. Bin seit knapp 25, 27 Jahren zum E-Sports-Aktiv am Anfang Warcraft 2-Spieler. Bin dann in die Turnierorganisation weitergewandert, weil mein Computer einfach zu langsam war, um Warcraft 3 sinnvoll spielen zu können am Anfang. Außerdem gab es ja junge Talente wie dich, die ich nicht besiegen wollte. Das wäre zu traurig gewesen.
00:06:40: ELGEHLO Hätte keinen Unterschied gemacht. Ah, das wird er nur in Warcraft 2 machen, das verspreche ich dir. Dafür ist der Baschee... Ja, aber lang ist's her.
00:06:48: Sebastian Weishaar Mittlerweile bin ich Präsident E-Sports bei EFG, sprich quasi verantwortlich für unser gesamtes globales E-Sports-Business, was wir so machen. In Warcraft 3 habe ich keine Chance, das weiß ich, da haben wir schon auch mal gespielt, glaube ich, miteinander. Aber in Warcraft 2 hast du keine Chance, das weiß ich genauso, von daher.
00:06:57: Chris Also ich sehe da gerne ein Showmatch zwischen euch beiden. Stormgate.
00:07:09: ELGEHLO Ach, schön. Ja, also ich muss auch ehrlich sagen, das Meta damals, ich kenn's einfach gar nicht. Ich hab's natürlich immer gespielt, aber damals halt nicht kompetitiv, so wirklich. Von daher wird das schwierig. Also ich glaube schon ehrgeiztechnisch, ähnlich wie bei anderen Spielen, die wir vielleicht mal gegeneinander gespielt haben, ich bin dran. Also ich würde da schon irgendwie alles für geben und auch meinen Job vernachlässigen. Das ist durchaus realistisch.
00:07:36: Sebastian Weishaar Da musst du aber echt lange dich vorbereiten. Also so zwei Jahre sabbatical, glaube ich, wirst du da schon brauchen.
00:07:42: ELGEHLO Ja gut, Selbstüberschätzung bin ich jetzt gar nicht so sehr von dir gewohnt.
00:07:45: Chris Also ich sehe das, ich kann das richtig vor mir sehen, wie ihr das macht.
00:07:52: ELGEHLO Sagt man, bevor wir einsteigen und zu tief reingehen, weil wir wollen heute, Baschi wirklich, also, wir wollen heute wirklich mal erfahren, wo hast du angefangen, wie war die Reise, ganz viel ESL-Zeit, mittlerweile IFG, wie spielt da der EWC noch eine Rolle. Wir haben noch so irgendwie ein, zwei News, die wir vielleicht noch mal durchgehen könnten, aus meinem Verständnis. Bei der einen oder anderen könntest du vielleicht auch ein bisschen was zu sagen. Eine spannende News ist erst mal generell das Counter-Strike-Ökosystem, in dem wir ja schon seit jeher
00:08:19: ELGEHLO mit der wichtigste oder der wichtigste Player außerhalb von Valve vielleicht auch seid. Da haben wir gerade News, ganz aktuell, 11 Millionen gehen wieder rein Richtung Teams und Spieler. Also ihr seid aufgestellt für 25. Hast du da selber, bevor ich jetzt hier alles ablese, vielleicht ein paar Worte dafür? Also wie wichtig ist euch Counter-Strike, warum die Entscheidung etc.
00:08:39: Sebastian Weishaar Counter-Strike ist natürlich eines unserer größten und wichtigsten Spiele, eine schon seit es die ESL gibt eigentlich. Hat mal ganz früh angefangen mit der ESL Pro Series in den ersten Tagen und dann haben wir 2006 die Intel Extreme Masters ins Leben gerufen und mit einer zweijährigen Unterbrechung war Counter-Strike da immer Teil von. Von daher ist Counter-Strike ein ganz, ganz wichtiges Spiel für uns. Jetzt hat Valve vor einem guten Jahr
00:09:03: Sebastian Weishaar ein paar Regeländerungen angekündigt, wie sie das Counter-Strike-Ecosystem zukünftig ein bisschen anders funktionieren lassen wollen als in der Vergangenheit. Und im Rahmen dessen war das jetzt quasi so ein bisschen unsere Ankündigung der nächsten zwei Jahre, was wir halt so vorhaben. Im Großen und Ganzen ist es sehr ähnlich zu dem, was wir schon bisher gemacht haben. Also die Anzahl Turniere bleibt gleich, Preisgeld ist relativ ähnlich, Teamsupport ist relativ ähnlich.
00:09:29: Sebastian Weishaar Das, was sich jetzt hauptsächlich ändert, ist, dass es ein bisschen mehr Turniere gibt, also ein bisschen mehr, wie man das aus dem Tennis kennt, dass da auch mal zwei, drei Turniere gleichzeitig stattfinden und dann sich die besten Spieler und Teams auf diese Turniere verteilen, anstatt dass jedes Turnier immer alle besten Spieler hat.
00:09:47: Sebastian Weishaar Das ist wahrscheinlich so die eine Änderung, die es ein bisschen geben wird. Und das zweite ist einfach, dass wir ja, ich glaube weiterhin mit unseren Flagship Turnieren, IEM Cologne, IEM Katowice, wo ihr auch beide schon mehrfach gewesen seid, ich glaube weiterhin einfach den Benchmark setzen in Counter-Strike, was einfach cool ist.
00:10:06: Sebastian Weishaar Turniere sind, wo die besten Teams und Spieler der Welt teilnehmen werden, wo, ich glaube, die Atmosphäre ist wie wo nirgendwo sonst. Insbesondere Köln, glaube ich, ist jedes Mal wieder eine ganz besondere Erfahrung. Auch für mich selber, der das jetzt schon über zehnmal erlebt hat, ist es jedes Jahr wieder cool und es gibt einem jedes Mal wieder Energie für einige Monate danach.
00:10:28: Sebastian Weishaar Von daher freuen wir uns, dass wir das genauso weitermachen oder sehr ähnlich weitermachen wie vorher. Und es wird bestimmt wieder ein cooles Jahr, 20, 25 und 26. Und ich glaube, vielleicht eine gewisse Content-Übereizung, die da jetzt kommt, aber die Fans werden sich da dann wie immer dann selber einfach dann aussuchen, was sie dann schauen werden und was dann weniger.
00:10:51: ELGEHLO Dann haben wir ja... Ich sah so, als ob Chris was sagen wollte, ich war mir nicht sicher.
00:10:54: Chris Ja, ich hab grad kurz überlegt, weil ich hatte... Das war mein erstes Gefühl so ein bisschen. Also, ich hab... Das, was du jetzt beschrieben hast, ich hab so das Gefühl, dass Valve irgendwie mehr auf die... Also, sich mehr für die Spieler interessiert als für irgendwie TOs und die Organisationen selbst. Und ich hab mich halt gefragt, dadurch, dass du das ja... Also, ein bisschen öffnest in Anführungsstrichen, wir müssen jetzt auch gar nicht voll ins Detail gehen, aber dadurch, dass du ja jetzt mehr Turniere sehen wirst und es werden noch andere Dinge irgendwie dazukommen, ich hab mich halt gefragt, ob das wieder so der Schritt in die Zeit ist,
00:11:25: Chris die wir schon mal hatten, wo du ja einfach so extrem viel Counter-Strike-Content hattest, wo Matches auch einfach, jetzt verteilt sich das wahrscheinlich ein bisschen besser, aber wo dieselben Matches einfach immer wieder stattgefunden haben und wo du einfach so viel Content hattest, dass du dir das einfach auch schon gar nicht mehr alles angucken kannst, aber vor allem auch nicht möchtest, weil natürlich gucke ich mir auch lieber so ein Flagship-Ding an, wie Cologne oder Katowice, weil das einfach, ist einfach unangefochten von der Stimmung.
00:11:53: Chris Und das wird auch ewig bleiben, hoffe ich doch zumindest, stark von eurer Seite aus. Aber ich habe mich auch gefragt, so wird es einfach zu viel Counter-Strike-Content geben.
00:12:01: Sebastian Weishaar Ja, ich glaube, es wird wie immer sein, dass der Fan dann selber einfach sieben wird, was er sich dann anschaut. Sprich, während vielleicht ein Fan in den letzten Jahren bei vielen Turnieren vom ersten bis zum letzten Spiel sich alles angeguckt hat.
00:12:15: Sebastian Weishaar noch mehr Fokus auf den Playoffs einfach sein wird und auf den most meaningful Matches eines Turniers. Und dann vielleicht nicht jeder Fan mehr jedes Gruppenspiel anguckt, einfach weil er das Gefühl hat, das hat es ja so vor zwei Wochen schon mal gegeben. Auf der anderen Seite glaube ich aber auch nicht, dass die Spieler noch viel mehr spielen können und werden und wollen, als sie das gerade schon tun. Von daher glaube ich, wird es da auch bestimmt das eine oder andere eine Million Dollar die Preisgeldturnier geben, wo gar kein Top 5 oder Top 8 Team mehr überhaupt mitspielt.
00:12:44: Sebastian Weishaar Das wird dann vielleicht für die jeweiligen Veranstalter ein bisschen überraschend sein oder unerwartet und unerfreulich, aber das ist eigentlich eine sehr logische Konsequenz dessen, wenn man sich das mal überlegt, weil Counter-Strike-Spieler sind in 2023, 2024 schon relativ hart an der Grenze der Wochen unterwegs, die man so im Jahr von zu Hause weg sein kann, wenn man noch so ein bisschen ein familiäres Leben haben möchte.
00:13:11: Sebastian Weishaar Und es wird, glaube ich, nicht sehr viele geben, die bereit sind, sehr viele mehr Turniere jetzt zu spielen, obwohl es vielleicht noch mehr Turniere gibt. Von daher, glaube ich, ist am Ende die Änderung gar nicht so groß, wie sich das alle vorstellen, aber wir werden das dann sehen nächstes Jahr.
00:13:27: ELGEHLO Lass uns gerne noch einmal ganz kurz über ein Saudi-Arabien-Thema sprechen, nämlich, dass das erste EFG-Turnier mit Overwatch 2 als Spiel vor Ort gibt. Einfach erstmal ein Fragezeichen, wie kommt da Overwatch 2 hin, wäre meine erste Frage. Und 20.000 Preispool.
00:13:42: Sebastian Weishaar Ja, eigentlich Overwatch 2 hat einfach den Hintergrund, dass es in Saudi-Arabien eine sehr gute Playerbase für das Spiel gibt. Also ein Beispiel dafür, Saudi-Arabien hat letztes Jahr den Overwatch World Cup gewonnen. Also quasi als das Nationalteam von Saudi-Arabien da gespielt hat, sind die Weltmeister geworden. Das gibt es jetzt nicht in so vielen Spielen. Und von daher, gleichzeitig haben wir auch eine relativ gute Overwatch-Community mittlerweile auf Faceit.
00:14:11: Sebastian Weishaar Und das sind eigentlich so diese zwei Hauptpunkte, die uns dazu veranlasst haben, jetzt dann mit Overwatch mal zu starten, mit einem lokalen Produkt, ähnlich wie über das in ganz vielen Ländern auf der Welt.
00:14:23: ELGEHLO Ja mal spannend, das heißt also die Wahrscheinlichkeit, dass noch weitere Turniere folgen über EFG jetzt in näherer Zukunft, ich meine durch große Nähe, aber generell auch als Markt jetzt durchaus denkbar.
00:14:35: Sebastian Weishaar Absolut, ich meine Saudi-Arabien ist ein superspannender Gaming-Markt, super jung, wahnsinnig am Wachsen und das war sicherlich eher der Anfang als das Ende, sage ich mal, da jetzt lokale Competitions zu haben in den nächsten Monaten und Jahren.
00:14:53: ELGEHLO Dann lass uns doch gerne zu dir springen. Wenn das für alle so fein ist. Dein Werdegang, du hast grad schon gesagt, du bist irgendwie seit knapp 25 Jahren, sag ich jetzt mal, mit dabei. Was war deine Motivation nach Warcraft 2 und bis ins Spiel? Ah, okay.
00:15:08: Chris Ich würde sogar noch ein Stück davor springen. Was waren denn deine ersten Touchpoints mit dem ganzen Thema?
00:15:16: Sebastian Weishaar Also es ist die Frage, wo man wirklich anfängt. Also als ich so sieben war, ich wahrscheinlich so mit Tetris angefangen, wie so vielleicht viele in dem Alter damals. Und das erste Spiel, was ich so richtig kompetitiv gespielt habe, war halt Warcraft 2. Das war damals in Deutschland halt noch ein ziemliches Desaster, weil damals hat halt Internet noch richtig Geld gekostet. Also ich weiß noch, ich hatte so sechs Mark pro Stunde plus Telefongebühren hat das so gekostet. Besprechend hat das halt auch schnell mal vierstellige Rechnungen ausgelöst, was bei meinen Eltern
00:15:44: Sebastian Weishaar überschaubare Freude stieß und auch nicht sehr lange toleriert wurde. Und ich sag mal, der echte Gamechanger dann für mich war tatsächlich, dass ich 1999 bin ich ein halbes Jahr nach Amerika gegangen als Austauschschüler. Und damals hatten die da, meine Großfamilie hatte eine Flatrate. Das heißt, ich konnte zum ersten Mal so viel im Internet sein, wie ich wollte, ohne dass das irgendwie tief aufs Bankkonto geschlagen hat. Und da habe ich dann tatsächlich relativ viel auch in Amerika gespielt. Und als ich dann zurückkam,
00:16:14: Sebastian Weishaar ein bisschen weiter und dann kam halt 2002 dann schon Warcraft 3 raus und dann ist ein bisschen abgeflacht. Aber damals war halt die Situation, es gab halt fast keine Turniere. Also ich hab, obwohl ich wahrscheinlich von einem gewissen Zeitraum einer der, na wahrscheinlich mal fünf besten Spieler der Welt war, ich wahrscheinlich so zwei, dreinhalb Dollar irgendwie gewonnen. Das war natürlich jetzt nichts, wofür man irgendwie existieren oder leben konnte.
00:16:36: Sebastian Weishaar Und deswegen, ja, war das halt einfach mindestens 10, wenn nicht 15 Jahre zu früh. Und das hat aber dann, glaube ich, bei mir, und ihr habt ja, glaube ich, auch den Ralf schon das ein oder andere Mal bei euch zu Besuch gehabt, das hat, glaube ich, der hatte so eine ähnliche Geschichte, so ein bisschen aus der Quake-Welt. Der war ja auch, sage ich mal, ein ganz okayer Quake-Spieler, je nachdem, wen man fragt, sehr gut. Anderes vielleicht zwar ein bisschen weniger gut, aber
00:17:05: Sebastian Weishaar Er war da auch schon ganz solide unterwegs, aber wir hatten halt alle das gleiche Problem, selbst wenn man einer der besten auf der Welt war, du konntest halt einfach kein relevantes Geld gewinnen und deswegen war unsere intrinsische Motivation dann einfach immer für die nächste Generation ein Environment zu schaffen, wo du halt eben deinen Traum dann wirklich auch zum Beruf machen konntest und wo du wirklich als
00:17:28: Sebastian Weishaar als professioneller Spieler weltberühmt werden konntest, davon leben konntest und dein Traum wirklich leben konntest und das war uns nicht vergönnt und deswegen haben wir glaube ich auch relativ schnell alle erkannt, dass das einfach zu früh war und dann haben wir halt gesagt, okay, dann wollen wir das wenigstens der nächsten Generation ermöglichen und das hat glaube ich ganz okay geklappt, wenn man sich das mal so anguckt.
00:17:51: Chris Würde ich einmal ganz kurz drauf, ne, weil wenn du das, wenn du das noch mal von oben dir anschaust, finde ich das übrigens extrem geil. Und das ist ja auch, wenn Ralf immer von dieser Zero to Hero Nummer spricht und ja, ja auch von der ISL so, weißt du, wo jeder irgendwie was werden kann und wo jeder irgendwie dann groß werden kann, ich finde,
00:18:08: Chris wenn du das mal analysierst und diese Positivität, die ihr in dem, was ihr macht, eigentlich habt, dass ihr für euch verstanden habt, wir sind irgendwie zu früh, dann aber nicht, weißt du, dass das jetzt nicht rückblickend sowas ist wie, ah ja, scheiße, wäre ich mal in einer anderen Zeit geboren, sondern dann zu sagen, hey, aber wir können daran arbeiten, dass die Leute nach uns da irgendwie hinkommen und dann mit dieser Vision auch all das zu bauen, was ihr gebaut habt, ich weiß nicht, ob ihr da überhaupt genug Credit für bekommt, aber wollte ich einfach nochmal in den Raum werfen.
00:18:36: Sebastian Weishaar Ja, appreciated. Credit Kings ging es uns da glaube ich auch nie bei, sondern es ging einfach
00:18:43: Sebastian Weishaar immer darum, irgendwie geilen Scheiß zu machen und den Leuten irgendwie eine Plattform zu bieten, was erreichen zu können. Und ich meine, als wir mal angefangen haben, da gab es noch kein Twitch, da gab es noch kein YouTube, da gab es noch kein Social Media. Ich weiß noch, wie wir irgendwie in der ersten IFMG-Saison damals, in Teil 5 der Nightcamps, irgendwie mit 30 Leuten am Futurepoint saßen und da haben da irgendwie 100 Leute online zugeguckt. So haben wir halt mal angefangen.
00:19:07: Sebastian Weishaar Und das war natürlich schon ein bold move damals irgendwie, daran zu glauben, dass daraus mal wirklich ein Massenjugendphänomen werden kann. Aber wir waren eigentlich immer alle sehr fest davon überzeugt, dass das so kommt. Es hat auch fairerweise deutlich länger gedauert, als wir uns das so vorgestellt hatten. Aber hat, wie gesagt, ja dann glaube ich am Ende des Tages ganz okay geklappt und war natürlich ein sehr kurviger Weg.
00:19:36: Sebastian Weishaar Es ging in keinem Jahr wirklich geradeaus, sondern immer irgendwie nach links und nach rechts ausgeschert. Und für jede zwei Schritte vor ging es auch mal wieder drei zurück zwischendurch. Aber ich glaube, am Ende des Tages sind wir ganz happy, wie es dann so gelaufen ist.
00:19:52: ELGEHLO Du hast die größte Warcraft-Dreiliga der Welt mit ein paar Jungs und Mädels damals gegründet und gehostet und bist dadurch dann aber auch zur ESL gekommen. Kannst du da mal ein bisschen erzählen, wieso die Anfänge dann für dich waren und wie dann dann die Verbindung zur ESL kam?
00:20:06: Sebastian Weishaar Ja, also wie gesagt, ich hab mal mit Warcraft 2 angefangen, hab dann, weil es zu wenig Turniere gab, selber angefangen, Turniere zu veranstalten, noch für Warcraft 2, hab die dann auch relativ oft gewonnen, weil es ein bisschen awkward war, aber wir hatten damals so 50 Teilnehmer oder so was, das war so das höchste der Gefühle, dann kam Warcraft 3 raus, ich glaub, es war so Sommer 2002, da hatten wir dann direkt erste Woche 128, zweite Woche 256, dritte Woche 512, vierte Woche 1000 Teilnehmer,
00:20:34: Sebastian Weishaar Das war natürlich ein bisschen ein Schock in gewisser Art und Weise, weil es halt viel, viel größer war als alles, was wir vorher hatten. Das hat dann zu so lustigen Dingen geführt, wie damals hat auch Web Traffic noch Geld gekostet, sprich, wenn Leute auf deine Webseite kamen, dann hast du das wegen Kosten gehabt, nicht andersrum, dass man da Werbeeinnahmen für kriegt, wie das vielleicht heute ist.
00:20:46: ELGEHLO Ja.
00:20:54: Sebastian Weishaar Und auch das war relativ teuer und hat, glaube ich, gerade in meinem Umfeld und bei meinen Eltern für sehr viel Unverständnis gesorgt, weil das Kind saß immer ständig vorm Computer und dann hat das auch noch Geld gekostet. Was macht denn der da? Also das ist ja so völlig unlogisch und irrational.
00:21:15: Sebastian Weishaar Ja, dann lief das mit den Turnieren so ganz okay die ersten Wochen und Monate. Und dann kam irgendwann so, ich glaube, so im Herbst die Idee, ja, wir müssen ja eigentlich nochmal was anderes machen. Und dann habe ich so ein paar von den Topspielern damals gefragt, ob sie Interesse hätten an einer Teamliga. Und das fanden alle cool. Dann habe ich einen Kumpel von mir, der programmieren konnte, gefragt, ob er so eine Webseite machen kann. Ich selber kann gar nicht programmieren. Aber ich hatte eine konkrete Vorstellung, wie sowas laufen könnte. Und habe ihn gefragt, wie lang der Bauch dafür. Und meinte, er braucht so zwei Monate. Da habe ich gesagt, alles klar, dann fangen wir an.
00:21:44: Sebastian Weishaar Dann sind wir gleich im Dezember 2002 damit gestartet und ein paar Monate später waren wir irgendwie die bekannteste Team-Liga auf der Welt damals in Warcraft 3 und mussten dann halt die ganzen Kosten irgendwie tragen, wollten natürlich auch irgendwie Preisgelder und Preise ausloben und das hat dann dazu geführt, dass wir uns dann eigentlich so alle Player am Markt angeguckt haben, die es so gab damals.
00:22:10: Sebastian Weishaar NGL, die damals noch Netzstart hießen, also was heute Freaks for You ist, war der Vorgänger davon. Dann gab es halt auch Cybergames mit dem deutschen Pendant, das von WWCL, die der Josh damals halt betrieben hat. Da hat der Dennis, glaube ich, auch mal ein Auto gewonnen und einmal fast ein Auto gewonnen.
00:22:32: ELGEHLO Also, stopp! Stopp! Das möchte ich jetzt auch mal ganz offiziell noch mal callen. Ich wurde eines Autos betrogen durch Baschi. Er war damals da hier Head Admin von der WWCL. Das ist ein LAN-Event gewesen. Man konnte sich qualifizieren durch Punkte sammeln auf diversen LANs. Eine Gründe, wieso ich übrigens die Gamescom LAN jetzt mache.
00:22:52: ELGEHLO weil ich so viel auf LANs war. Und am Ende des Tages wurden die besten X-Spieler auf ein großes Finale eingeladen. Und Baschi war ja bekannt in der Warcraft-Szene, dass er gut Dinge organisieren kann. Und hat dann die WWCL-Finals administriert. Und im, weiß ich nicht mehr, Winner-Bracket-Finale, glaub ich, oder so was, hab ich gegen mein Team-Mate geführt. Und in der zweiten Map ganz klar gewonnen. Dann gab's einen Disconnect, der ausgelöst worden ist durch den PC.
00:23:20: ELGEHLO Und mir wurde der ... Ich hab eine Niederlage dadurch bekommen. Das Worst-Case-Szenario. Und in meinen jungen 16 Jahren, 17, wie alt ich da war, bin ich ja minimal emotional gewesen. Hab natürlich dann auch 2-1 verloren, weil ich unkontrollierbar bin, sobald ich einmal verliere mit 16. Das hab ich nie vergessen. Und Baschir dann damals sagt, ja gut, dein Rechner hat jetzt ... Du hast jetzt hier einen Disconnect, dann kriegst du auch eine Niederlage. Regelwerk sagt das so. Hab ich gesagt, das kann ja nicht euer fucking Ernst sein. Ja. Grüße gehen raus.
00:23:48: Sebastian Weishaar Ja, also vielleicht nochmal zur kleinen Klarstellung dazu. Das Regelwerk hat das so vorgesehen. Das Regelwerk wurde tatsächlich nicht von uns geschrieben, sondern umgesetzt. Und das haben wir dann so umgesetzt. Und ich glaube, das Fährste wäre tatsächlich gewesen, wenn dein lieber Team-Mate dir einfach ein Rematch gegeben hätte. Das hätte das Regelwerk auch erlaubt, aber das wollte er halt scheinbar nicht und hat dann sich stattdessen über das Auto gefreut.
00:24:14: Chris Offensichtlich wollte er das auch nicht verlieren, weil er wusste, dass er sonst auf den Sack bekommen hätte. Schade.
00:24:19: Sebastian Weishaar Naja, aber wie auch immer. Also, die gab's halt damals. Und dann gab's halt ne Wolf's Cyber Games und vielleicht noch so ein, zwei andere. Und die haben wir uns alle angeguckt. Und ich hab dann auch mit jedem von denen mal ein Event zusammengearbeitet. Damals dann auch mit den ESL-Jungs, die halt auch CPL-Lizenzhalter waren damals, ein Event gemacht. Und es war eigentlich für mich relativ offensichtlich, nachdem ich mit jedem einmal zusammengearbeitet hatte, dass
00:24:45: Sebastian Weishaar bei der ESL die meiste Schnittmenge an Vision und Kompetenz ist, die ich da gesehen habe und deswegen bin ich dann halt mit der WC3L dann, ich glaube es war so Anfang 2005 wahrscheinlich, dann eben zur ESL gegangen und da dann halt Preisgelder und
00:25:05: Sebastian Weishaar Preise, sage ich mal, für unsere Liga zu haben. Also wir haben da selber jetzt als Shareholder irgendwie 0 Euro bekommen, also hat uns jetzt nur reich gemacht die Aktion, aber wir konnten halt unserer Community dadurch ein besseres Produkt ermöglichen und darum ging es halt immer und das stand immer im Vordergrund. Ja, kurz danach dann. Ich habe dann, ich glaube im Sommer 2005 habe ich dann tatsächlich dann bei der ESL angefangen zu arbeiten.
00:25:21: ELGEHLO War das der Moment, als du auch angefangen hast, bei der ESL zu arbeiten? Oder wie ging es denn da weiter?
00:25:34: Sebastian Weishaar Das waren wir halt so 10, 15 Leute maximal. Da bin ich da mit meiner Matratze und meinem Fernseher nach Köln gezogen von Hamburg aus und bin dann in ein für alle meine Freunde und Familie nicht nachzuvollziehenes Abenteuer, sag ich mal, eingetaucht und gestartet. Jaja, genau, wir hatten ja die dritte Etage da in der Siegburger Straße im Office und da haben wir die ersten
00:25:54: ELGEHLO Hast du am Anfang auch noch im Office geschlafen? Grüße gehen raus. Also für mich unvergesslich Simon Eicher, der da auch gelebt, gehaust, nicht gelebt, gehaust hat.
00:26:02: Sebastian Weishaar ein halb Jahr oder sowas, mit relativ viel heutiger E-Sports-Prominenz zusammen gewohnt. Ja. Der hat sogar als einziger zwei Zimmer da gehabt. Das hat mich damals ziemlich aufgeregt, dass der auf eines Tages hat sich plötzlich einfach ein zweites Zimmerunterlage gerissen und hatte dann doppelt so viel Wohnfläche wie alle anderen. Das erinnere ich noch.
00:26:29: ELGEHLO Ach schön. Es waren übrigens, Chris, die Küchen in diesen Räumlichkeiten war da ungefähr das Ekelhafteste, was ich in meinem Leben jemals, ever gesehen habe. Also, was Küchensituationen angeht.
00:26:40: Sebastian Weishaar Da ist aber auch fast niemand hingegangen, weil wir eigentlich nur Essen bestellt haben und ich glaube nicht, dass jemand jemals gekocht hätte in dieser Küche. Von daher war das in der Realität gar nicht so ein schlimmes Problem, aber Recht hast du natürlich.
00:26:52: ELGEHLO Du hast gesagt, du hast die größtmögliche Schnittmenge gesehen für das Produkt WC3L, die Warcraft III Liga. War das bezogenleglich auf die Warcraft III Liga oder ging es da auch schon in diesem Zeitpunkt um deine Karriere und wo du dann dich zukünftig siehst?
00:27:05: Sebastian Weishaar Nee, also damals ging es tatsächlich nur um die WC3L und die Warcraft 3 Community als Ganzes. Ich hatte jetzt gar nicht so doll geplant, das jetzt mal hauptberuflich zu machen. Das ist dann einfach irgendwie so passiert. Und ich weiß aber noch, wie ich 2005, weil ich nach Köln gezogen bin, wie ich meinem Vater
00:27:29: Sebastian Weishaar Ich bin zufällig bei der Langsass Arena vorbeigefahren und habe ihm auf die Langsass Arena gezeigt und gesagt, eines Tages machen wir da ein E-Sports Event, es wird ausverkauft sein und jeder Fan wird mindestens 50 Euro für ein Ticket bezahlen. Dann hat er mir dieses My Son Has Lost It Look so ein bisschen zurückgegeben.
00:27:49: Sebastian Weishaar Und ich glaube, wir haben auch mal über NDR-Bund gesprochen ab einem gewissen Punkt, weil er hat gedacht, ich habe komplett den Verstand verloren. Zugebenermaßen war das damals auch nicht so total wahrscheinlich. Aber das haben wir dann 2014, war 15, haben das ja seit zehn Jahren tatsächlich gedauert. Wie gesagt, alles deutlich länger, als ich und andere sich das damals so erdacht hatten.
00:28:06: ELGEHLO 14, ne?
00:28:12: Sebastian Weishaar Aber wir haben es hinbekommen und deswegen ist auch, glaube ich, für mich immer das Köln-Event jedes Jahr an der Langsäß-Arena mal so ein echt noch mal ein emotionales Highlight, weil da hat das halt alles so mal ein bisschen angefangen. Das war halt so 2005 das größte Mal in dieser Langsäß-Arena irgendwie ein Event machen zu können. Ich weiß noch genau, 2015 als das erste Mal da war, ich hatte glaube ich einen Tag Gänsehaut von morgens bis abends.
00:28:41: Sebastian Weishaar damals da irgendwie so wahr geworden und das war, ja, ich glaube so mit das coolste Gefühl eigentlich, was ich so in den 20 Jahren in dem Job irgendwie gehabt habe, war eigentlich dieser erste Tag damals 2015 in der Lanxess Arena.
00:28:55: ELGEHLO Ja, sehr nice. Sag mal, 2005, du startest dort, du bist bereit, irgendwie mit einer Matratze und irgendwie im Fernseher im Büro zu schlafen. Hast aber eigentlich noch nicht die große Vision, einen One-Billion-Dollar-Exit zu machen, anscheinend, zu dem Zeitpunkt. Wie ging denn die Reise für dich weiter? Also zufällig, sag ich mal, reingefallen, Fulltime und wie ging es weiter?
00:29:17: Sebastian Weishaar Ja, wir haben dann 2006 die Intel Extreme Masters gestartet. Da hatten wir jetzt auch vor ein paar Monaten unser 100. Event. Also es gibt glaube ich auch keinen Wettbewerb im eSports, der so eine lange Historie hat und so lange sich erfolgreich gehalten hat und der eigentlich heute immer noch wächst.
00:29:36: Sebastian Weishaar und wahnsinnig erfolgreich ist. Das war so 2006 der Beginn, da haben wir so Events gemacht in Hamburg, Moskau, Stockholm, Paris war das glaube ich. Jedes Event kann ich glaube ich nochmal irgendwie drei bis fünf Kapitel Buch drüber schreiben eines Tages, weil es einfach das maximale Chaos war und da so viele Dinge schiefgegangen sind, wie man sich das gar nicht vorstellen kann aus heutiger Zeit.
00:30:00: Sebastian Weishaar hatten kein Internet, haben vergessen die Zuschauer einzuladen, hatten kein Equipment, weil es nicht durch den Zoll gekommen ist und was nicht alles dafür Dinge passiert sind. Also es war ein sehr bewebtes Jahr. Haben wir aber alles irgendwie gemeistert bekommen. Und ich glaube auch, wenn ich mir ein Skillset überlege, wofür wir immer all die Jahre gestanden hatten, wo ich sage, da gibt es extrem wenig Menschen auf der Welt, die das besser können als wir.
00:30:26: Sebastian Weishaar war immer Improvisation. Also wir haben es immer geschafft, aus den unmöglichsten Umständen immer noch irgendwie was Funktionierendes nach außen hinzusetzen. Fairerweise waren mindestens 50 Prozent dieser Umstände auch selbst verschuldet durch wahnsinnig schlechte Planung. Aber es hat am Ende trotzdem immer einigermaßen funktioniert. Und ja, so ging das dann weiter. Ende seit 2000 haben wir dann angefangen, so ein bisschen außerhalb von Deutschland noch zu expandieren.
00:30:53: Sebastian Weishaar mit dem Nils, den ihr, glaube ich, auch bei euch schon mal hattet, da unser internationales Franchise-System so ein bisschen mit aufgebaut. Und ich glaube, so der richtige große Durchbruch für alle war, glaube ich, dann so 2012, 2013, Stichwort Free2Play. Bis dahin war halt eSports immer so ein, naja, ein Hobby ist vielleicht noch zu wenig, aber es war halt immer so ein schönes Gimmick, so ein Prestigeobjekt, was irgendwie cool war, aber es irgendwie kein Businessmodell hatte und keinen
00:31:22: Sebastian Weishaar keinen echten Sinn macht. Weil damals hast du ja als Publisher das irgendwie in der Box verkauft für 50 Euro und da hast du 100% deines Revenues an Tag 1 gemacht und danach hast du eigentlich nur noch Kosten, wenn Leute das Spiel viel gespielt haben. Das heißt eigentlich war eSport sogar intrinsisch finanziell mal kurzfristig gesehen negativ, weil du halt dann einfach nur den Traffic-Kosten, Server-Kosten verursacht hast, indem du das Spiel viel gespielt hast. Und durch Feel2Play hat sich das halt umgekehrt, nämlich dass du quasi als Publisher am Anfang
00:31:50: Sebastian Weishaar gar kein Geld verdient hast, weil das Spiel war halt free und das Geld hast du dann halt verdient durch Microtransactions. Und die wurden natürlich von Spielern deutlich mehr getätigt, die das Spiel viel gespielt haben, die das Spiel kompetitiv gespielt haben. Und das war, glaube ich, so ein kompletter Gamechanger für die ganze E-Sports-Industrie. Bis dann mit League of Legends und Riot war so der Vorreiter davon und dann sind natürlich so alle danach und nach dann gefolgt auf diesem Weg.
00:32:17: Sebastian Weishaar Ich glaube, ohne das hätte das auch, glaube ich, nicht funktioniert. Also da war neben wahnsinnig viel Schweiß und Arbeit auch echt eine Menge Glück dabei, dass es dann irgendwie so am Ende des Tages alles ganz okay geklappt hat. Ja.
00:32:29: Chris Ich hab da mal mit dem Marc Merrill drüber gesprochen. Der hat mir mal irgendwie erzählt, dass als die damals für Riot sich Investment gesucht haben, dass sie halt mehr oder weniger erstmal ausgelacht wurden. Ihr macht also ein Spiel und ihr gebt das umsonst raus und dann spielt ihr hier so ein bisschen Dress-up-Doll. Also über Skins und darüber wollt ihr das Spiel irgendwie finanzieren?
00:32:47: Sebastian Weishaar Ja. Ja.
00:32:48: Chris Das hat ja dann rückblickend, hat das natürlich super funktioniert, aber er hat ja irgendwie nur erzählt, dass er da durch etliche Gespräche ist, wo Leute halt nur meinten, ne, ähnlich wie du es vorhin auch erzählt hast, so, ihr habt ja den Verstand verloren, das ist ja kein, das ist ja kein Business, sowas mit euch nicht in Ordnung, ne?
00:33:03: Sebastian Weishaar Ja, also ich sag mal, das war ja so die ersten fünf bis zehn Jahre war das ja eigentlich so Story of Our Life, dass egal, mit wem wir über das Thema geredet haben, eigentlich alle nur mit Kopfschütteln und Unverständnis einbiegen übersaßen. Ob das jetzt in Deutschland über die Killerspieldebatte war oder egal wo sonst, eigentlich waren halt alle erstmal so, ja okay, ihr seid ja so ganz nette Leute, aber eigentlich habt ihr ja irgendwie
00:33:29: Sebastian Weishaar ein bisschen einen kleinen Schuss im Kopf. Und das war fairerweise auch in meinem Privatleben so. Also meine ganzen Freunde und Familie von früher haben auch alle gedacht, für mindestens fünf Jahre, dass ich komplett den Verstand verloren habe. Und es hat, glaube ich, erst so ab 2010, 2011 fing das an, so ein bisschen neutral zu werden. Also ab 2013, 14 fing das dann an irgendwie, dass dann so ein bisschen
00:33:57: Sebastian Weishaar Ja, eine Art Verständnis, Respekt und ein bisschen, ja, dass man irgendwie erst festgestellt hat, oh, das hat ja irgendwie doch ein bisschen Sinn und Verstand und Hand und Fuß, was die Jungs da machen. Aber war echt nicht einfach viele Jahre.
00:34:15: Chris Ich glaube, ich war da zu der Zeit nicht so richtig aktiv dabei, also auch vor allem alles, was sofort 2014 passiert ist. Aber wenn ich mir die Sachen so anschaue für mich, ich habe auch, so Free2Play war für mich, glaube ich, diese Riesenentwicklung und dann aber auch einfach die Distribution, dass du dann so Sachen hast, wie Twitch, du hast so Dinge wie YouTube.
00:34:34: Chris So plötzlich konnte jeder, der das halt auch sehen wollte, das einfach sehen und du musstest nicht irgendwie einen Stream synchronisieren mit irgendwelchen Audios oder du hast dann irgendwelche wilden Windamp-Sachen, die da zurecht gefrickelt, sondern du konntest halt einfach konsumieren und ich glaube 2.14
00:34:38: Sebastian Weishaar Ja.
00:34:50: Chris war ja auch einfach so ein Riesen-Ja, weil ja dann alle Augen irgendwie draufgerichtet wurden, weil es so, ey, übrigens, Amazon kauft irgendwie Twitch und da ist richtig Geld drin und plötzlich sind alle irgendwie ausgeflippt und dann ging es ja irgendwie los, dass sich alle irgendwie diese Medienrechte gekauft haben. Dann ging ja auch, glaube ich, dann gab es ja auch den Dreamhack-Deal, dann gab es ja kurz danach auch den MTG-Deal und dann ging das ja, da ging es dann noch mal richtig einfach, es ist ja voll eskaliert einfach gefühlt.
00:35:15: Sebastian Weishaar Ja, also aus meiner Wahrnehmung waren wir da eigentlich schon überwiegend über den Berg drüber. Also ich glaube wirklich, die Warnsenszeit war eher so 2008, 2012, Finanzkrise und sowas. Da sind wir auch, glaube ich, mehr als einmal fast aus der Kurve geflogen und da hätte auch nicht viel gefehlt, dass das Ganze komplett gegen die Wand gefahren wäre. Und ja, ich würde sagen so 2013, 2014, 2015 waren dann so ein bisschen
00:35:42: Sebastian Weishaar die Boom-Jahre, wo das Ganze einen Riesenschritt gemacht hat, dann ist es vielleicht auch nochmal ein paar Jahre wieder ein bisschen stehen geblieben. Corona war dann natürlich eine Zeit, die auch nochmal sehr viel Boom und Hype reingebracht hat, auch wenn es echt eine ziemlich verrückte Woche war. Wir hatten einen Abend in der AEM Katowice, in der Woche eigentlich, wo Corona in Europa so ein bisschen ausbrach, das war noch die Woche davor, so ein bisschen so
00:36:09: Sebastian Weishaar Das Ding, was irgendwie in Italien ist, aber eigentlich in Europa noch nicht so verbreitet ist. Und dann waren wir so mit das erste Event, was plötzlich da über Nacht seine Fans verloren hat. Und das war echt nicht so lustig, als wir dann irgendwie Donnerstagabend um 21 Uhr einen Lief bekamen, dass wir am Freitagmorgen jetzt 100.000 Leute nicht reinlassen dürfen.
00:36:31: Sebastian Weishaar Das war eine sehr lange Nacht, die ich noch sehr lange erinnern werde. Und ging dann so ein bisschen weiter. Ein paar Monate später gab es dann plötzlich ein Travel-Advent für Amerika. Wir hatten einen Dota-Major eine Woche danach. Das war auch so eine andere lustige Nacht, die sehr viel verändert hat. Und dann, ja, here we are.
00:36:55: ELGEHLO wenn wir genau über diese oder Chris will sie dazu noch einhaken.
00:36:58: Chris Ja, ich würde noch mal kurz davor, wenn wir über so 27, 28 sprechen, du hast ja gerade auch so von führigen Phasen gesprochen, aber du hattest die 27, 28, so die CGS, wo dann alle irgendwie so boah krass und E-Sports und irgendwie Fernsehen und Riesenprodukte und es gab, also es war ja...
00:37:00: Sebastian Weishaar Mhm.
00:37:16: Chris Also rückblickend wird das immer so Desaster genannt. Es war ein guter Versuch, hat nicht funktioniert. Aber dann hast du ja auch noch die Finanzkrise, die danach auch noch mit reingeschlagen hat. Wie seid ihr denn damit umgegangen? Weil plötzlich habt ihr ja so, ich sag mal, so einen Schlag von der Seite bekommen offensichtlich. Das hat ja allen weh getan. Wie seid ihr denn dann damit umgegangen?
00:37:30: Sebastian Weishaar Ja, ich würde sogar sagen, dass die CGS uns rückblickend viel mehr geschadet hat, als dass sie uns geholfen hat. Also A war das Konzept einfach eine absolute Katastrophe und zwar aus unserer europäischen Sicht extrem offensichtlich, dass das niemals erfolgreich werden kann, weil es einfach nicht authentisch war. Und zwar einfach kein Konzept, was authentisch für die Community gemacht war, sondern eher etwas, was aus der
00:37:59: Sebastian Weishaar traditionellen Welt irgendwie in unsere Welt hinein kopiert wurde und diese Konzepte haben einfach noch nie funktioniert. Overwatch League ist vielleicht noch ein anderes großes Beispiel, das vielleicht auch nicht so erfolgreich funktioniert, aber im Ende. Und das war für uns insofern richtig schlimm, weil dadurch, dass das so viel Attention hatte, war dann natürlich danach so die Perception, ja okay, eSports funktioniert nicht. Weil das war ja dann eSports, so sag ich mal in den Augen der
00:38:26: Sebastian Weishaar der Massenmedien und sage ich mal von uneducated Sponsoren und das hat offensichtlich nicht funktioniert und wenn jemand mit so viel Geld schon nicht erfolgreich ist, wie kann man denn dann mit wenig oder keinem Geld erfolgreich sein? Und das war deswegen, also das hat uns echt richtig geschadet viele Jahre. Dann haben wir richtig Glück gehabt auch, dass wir da mit Intel zum Beispiel einen wahnsinnig verlässlichen Partner an unserer Seite hatten, der
00:38:48: Sebastian Weishaar Ich glaube, ohne die glaube ich nicht, dass wir das geschafft hätten, sage ich mal ganz ehrlich. Ohne deren Support, weil die einfach ganz viele Jahre, unser Hauptsponsor war mehr als 50 Prozent unseres Jahresumsatzes irgendwie bei gesteuert hatten für viele Jahre.
00:39:05: Sebastian Weishaar Ja, wir haben dann auch mehrere Phasen durchlebt, wo wir Mitarbeiter gehen lassen mussten. Ich glaube, eines der schlimmsten Wochenende meines Lebens war, als der Ralf eines Freitags zu mir kam und meinte, du, wir haben ein richtiges Problem, wir müssen Leute kündigen und du musst mir am Montag sagen, wer von deinem Team gehen muss. Und so ein schönes Wochenende.
00:39:24: Sebastian Weishaar Das war richtig, richtig, richtig hart, weil wir unsere Freunde waren, mit denen jeder mit Passion und seinem Herzen dabei war. Jeder kannte dann noch jeden und kannte auch die Familienverhältnisse von jedem anderen. Das war eine richtig kleine, enge, eingeschworene Truppe damals und es tat richtig weh. Es war richtig schlimm, sich da von einigen Weltgefährten trennen zu müssen damals.
00:39:49: Sebastian Weishaar Es war aber leider absolut unumgänglich und wir haben auch viele Phasen gehabt, wo dann auch mal Gehälter irgendwie mal sechs Monate, acht Monate, neun Monate nicht kamen, weil wir sie einfach gar nicht zahlen konnten. Das haben wir jetzt versucht immer nicht jedem Mitarbeiter irgendwie mitkriegen zu lassen und haben dann natürlich irgendwie oben angefangen, aber es gab halt auch mal Phasen, da hat das auch jeder mitgekriegt und ja, es war richtig knapp manchmal, aber wie gesagt,
00:40:16: Sebastian Weishaar Umso froher sind wir dann, dass es dann am Ende des Tages, wir geben alle Widerstände, dass dann irgendwie doch dann einigermaßen hinbekommen haben.
00:40:25: ELGEHLO kann ich mich tatsächlich noch ganz gut dran erinnern, die Phase mit Gehaltssituationen. Jetzt bin ich ja da irgendwie der kleine Pimpf gewesen, der da irgendwie angestellt war und irgendwie jeden Monat sein Geld bekommen hat. Und ich hab tatsächlich mein Geld auch immer bis zum letzten Monat, glaub ich, immer mehr oder weniger pünktlich, vielleicht mal mit ein paar Tagen Verzug, zwischenzeitlich aber immer bekommen. Aber ich wusste dann irgendwann auch, dass dann gewisse Leute kein Gehalt bekommen haben. Und das sprach sich natürlich schnell rum. Und ich glaube auch, dieser Cut war, dieser eine große Cut, ich glaube, den meinst du,
00:40:54: Sebastian Weishaar Ja, ja.
00:40:54: ELGEHLO Das war, ich glaub, wir waren so 170 und sind dann auf 100 oder so. Das ist zumindest in meinem Kopf irgendwie so geblieben. Das heißt, du hast irgendwie das Unternehmen fast halbiert. Von heut auf morgen. Also 70 Leute rausgehen lassen müssen. Das war schon ein krasser Cut. Also ich muss auch, also Retropass, hab ich schon zwei, drei Mal in meinem Leben mal drüber nachgedacht, wie viel Glück ich auch hatte, dass ich bleiben durfte, weil es ja auch für die Karriere einfach durchaus einen Unterschied machen kann. Ich glaube nicht, dass ich auch hier sitzen würde, wenn ich damals rausgeschmissen worden wäre. Also wer weiß, was ich dann gemacht hätte. Also, I don't know.
00:41:25: Sebastian Weishaar Ja, also wie gesagt, das war wirklich eine echt schwere Zeit und da können wir alle echt froh sein, dass wir zumindest außerhalb von denen, die es dann direkt betroffen hat, wobei auch davon ein paar Käme ich auch noch bekannt heute.
00:41:43: Sebastian Weishaar E-Sports dann gelandet, ganz viele natürlich dann nicht, aber das war halt so wirklich so die echten Urgesteine, sag ich mal, des E-Sports, die so die erste Generation irgendwie
00:41:58: Sebastian Weishaar geschaffen haben. Ich finde das immer heute so auf LinkedIn so lustig, das gefühlt ist ja jeder schon seit 20 Jahren im E-Sport und das waren mal ganze Zeit waren das irgendwie 100 oder 200 Leute und heute sind das irgendwie 20.000 Leute gefühlt, die sagen, wo wir plötzlich diese Erfahrung erworben haben, wo auch immer. Und ja, ich glaube, da sind einfach sehr viele Leute dabei, die wirklich Tiefteil dieser Sportskultur sind, die
00:42:00: ELGEHLO Ja.
00:42:27: Sebastian Weishaar die wir jetzt heute haben. Und natürlich haben wir jetzt heute ganz ganz andere Umstände als damals. Oder damals hatten wir auch so ein Thema wie Preisgelder. Wir hatten glaube ich auch öfter mal die Reputation, dass wir unsere Preisgelder nicht immer so total pünktlich gezahlt haben. Das war jetzt nicht, weil wir irgendwie
00:42:41: ELGEHLO Stop, nicht ganz pünktlich heißt. Ich hab zwei Jahre gewartet auf meinen European Nation Championship.
00:42:43: Sebastian Weishaar weil wir irgendwie bescheuert waren und nicht in der Lage waren, das zu tun. Aber man musste sich halt oft überlegen, zahlst du jetzt den Mitarbeiter seinen Monatsgehalt oder zahlst du jetzt das Preisgeld? Und beides ging halt nicht. Und dann war natürlich schon irgendwie der Fokus, dass wir versucht haben, ja, erstmal die Gehälter zu zahlen, dann die Preisgelder und dann irgendwie den Rest. Und ich bin sehr froh, dass wir diese
00:43:12: Sebastian Weishaar Das waren schon immer echte Grenzer-Erfahrungen, die echt immer nicht so schön waren.
00:43:20: Chris Ja, und du erzählst das halt natürlich, weil es so war, aber man kann da jetzt ja ganz anders drüber sprechen. Ich glaube, dass sich viele Menschen einfach gar nicht vorstellen können, was das aber bedeutet, wenn du in dieser Situation steckst, dass du dich halt entscheiden musst. Also das ist ja für heutige Verhältnisse so, klar sehen wir immer noch Firmen, die nicht zahlen oder dann Pleite gehen, aber
00:43:33: ELGEHLO Copyright WDR 2021
00:43:39: Chris Wenn man sich heute das Konstrukt anschaut, in dem und mit ihm wieder arbeitet. Ich glaube, das ist einfach superschwer vorstellbar. Es ist schnell zu meckern und mit dem Finger zu zeigen, aber dass du dir einfach mal vorstellst, dass das einfach so war. Also zahl ich einen Mitarbeiter, zahl ich ein Preisgeld. Du hast gesagt, mehrfach fast aus der Kurve geflogen. Wir haben ja auch schon über Intel mal gesprochen, auch mit Intel. Was die eigentlich so für ein
00:44:00: Chris für so einen Rock einfach sind irgendwie in dieser Industrie, dass sie das alles auch mitsupportet haben. Aber ich glaube einfach, wenn man nicht selber mal in so einer Situation gesteckt hat, ist es halt extrem schwer sich vorzustellen, was das einfach auch mit dir menschlich macht und was das für ein Druck ist, der auf deinen Schultern lastet.
00:44:14: Sebastian Weishaar Ja, absolut. Und deswegen sage ich auch, dass alles, worüber wir heute so gestresst sind und uns aufregen und ärgern, das ist echt peanuts, so ein bisschen gegen die existentiellen Probleme, die wir damals hatten. Das hat natürlich heute ganz andere Dimensionen. Und während wir reise nicht früher irgendwie über 100.000 Dollar uns gestresst haben, stressen wir uns jetzt vielleicht über
00:44:40: ELGEHLO Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
00:44:40: Sebastian Weishaar Weiß nicht, zweistellige Millionenbeträge, aber der echte Druck und der echte Stress war halt damals einfach viel größer, weil es ging halt einfach viele, viele Jahre um die pure nackte Existenz und ums Überleben. Und heute geht es halt hauptsächlich darum, sag ich mal, einen Job gut zu machen und Dinge, die schon
00:45:03: Sebastian Weishaar Und ja, da bin ich auch nicht ganz unglücklich, dass wir diese Phase dann irgendwann hinter uns gelassen haben, weil ich sag mal, das ist halt auch für jedes Leben, jedes Familien nicht wahnsinnig sustainable, wenn du halt nicht weißt, wie es den nächsten Monat weitergeht oder über den nächsten oder in drei Monaten. Und ja, da sind wir glaube ich heute alle in deutlich glücklicheren Positionen als damals.
00:45:26: ELGEHLO Ich kann mich noch ganz gut erinnern, dass, ich meine, Klagehälter, ich meine, so die goldene Regel, erst die Mitarbeiter bezahlen, bevor man irgendwas anderes tut. Aber ich erinnere mich auch an die Zeit, dass man sehr genau überlegen musste, welchen Dienstleister man jetzt noch bezahlt, damit man nicht auf die Blacklist kommt, weil man sonst nicht mehr von dem Dienstleister, also, dass er nicht mehr mit dir zusammengearbeitet letzten Endes. Auch das war, glaube ich, ein großes Thema, oder?
00:45:47: Sebastian Weishaar Absolut, das hat man halt eher so ein bisschen nach Mahnstufe dann auch behandelt. Also ich sag mal, unsere erste, zweite Mahnung ging mal direkt auf den, ja ja, kümmern wir uns später, Stapel. Und alles, was irgendwie so kurz vor Gerichtsvollzieher oder Anwalt war, das wurde dann priorisiert behandelt, soweit es eben wie möglich war. Und wie gesagt, es ging nie darum, dass es jetzt noch jemanden bösfältig machen wollte oder sowas, sondern es ging halt immer darum,
00:46:14: Sebastian Weishaar einfach weiter zu existieren und weiter die Sachen am Laufen zu halten. Das war auch eine echte Befreiung, als wir dann irgendwann an dem Punkt waren, wo wir alle diese Probleme dann nicht mehr hatten und wo es dann, wenn es mal ein Problem gab, tatsächlich dann eher menschliches Versagen war, dass vielleicht mal irgendwo in der Buchhaltung was schief gelaufen ist oder mal in einem Dokument eine falsche Zahl eingetragen wurde oder falsche Bankdaten oder was, aber dass dann eher sowas das Problem war, anstatt es eigentlich
00:46:43: Sebastian Weishaar ganz existenzielle Probleme gab. Ja.
00:46:46: ELGEHLO Schauen wir mal nach vorne, denn irgendwann haben wir gerade auch schon ein bisschen zu gesprochen. Wie ging es dann weiter? Auf einmal gab es Boomjahre, etc., PP. Und dann gibt es diesen einen Moment, der ist mir ganz gut im Kopf geblieben. Wir saßen in einem dieser Container auf der Gamescom im Außenbereich. Und wir saßen in diesem Büroraum, den du da hattest. Und du hast gesagt, ja, das Ziel ist schon, also $1 Billion-Company zu bauen.
00:47:09: ELGEHLO Und jetzt 2005 gab es diese Vision noch nicht. 2015, weiß ich nicht, glaube ich, war es ungefähr, gab es die auf jeden Fall. Können wir da mal weitermachen? Also wie kam dann dieser Gedanke und wie ging es da weiter?
00:47:17: Sebastian Weishaar Ja. Ich weiß, wo der Gedanke so genau herkommt, kann ich dir gar nicht so sagen, aber ich selber war schon immer sehr angetrieben von A, wie gesagt, das in der nächsten Generation besser zu machen und zu schaffen, als man selber hatte und B, auch irgendwie gewinnen und erfolgreich sein wollen, war schon immer irgendwie
00:47:42: Sebastian Weishaar groß und wir sind ja dann 2015 dann Teil der Modern Times Group geworden, MPG, die damals ein relativ großes TV-Glummerat in Skandinavien und Osteuropa waren.
00:47:56: Sebastian Weishaar Ich glaube damals, was war das, hatten wir so eine Bewertung von 75 Millionen oder so was hätte ich jetzt mal oder 100, knapp 100 Millionen, so was war es glaube ich in meiner dunklen Erinnerung. Und dann war das so der nächste logische Schritt irgendwie zu sagen, okay, jetzt haben wir so einen ganz guten Zwischenschritt geschafft, aber jetzt müssen wir es halt noch mal verzehnfachen, das ist ja klar.
00:48:01: ELGEHLO Ja, ja.
00:48:16: Sebastian Weishaar Da gibt es ja dieses Unicorn-Geschichte, wo man Billion Dollar erreicht, dass man sich als Unicorn bezeichnet hat. Das war dann einfach so ein cooles nächstes Ziel zu sagen, da kommen wir vielleicht noch mal hin und der Glaube war immer da.
00:48:34: Sebastian Weishaar Für alle zehn Leute, die gesagt haben, geht nicht und gibt es nicht und ist unmöglich, hat das eher den Willen und den Glauben verstärkt, es all diesen Menschen zu zeigen, dass es eben doch geht und dass es jetzt erst recht geht. Das hat uns, glaube ich, immer alle ganz gut angetrieben. Und dann, wie gesagt, war auch immer eine Menge Glück und gute Umstände auch dabei, die natürlich auch den Weg mitbereitet haben.
00:49:00: Sebastian Weishaar Weil nur alleine mit Willen und Wünschen wäre das halt auch niemals was geworden.
00:49:06: Chris Ich habe eine operative Frage, also wirklich hands-on. Jetzt habt ihr gesagt, okay, wir haben jetzt die 100, wir müssen es jetzt verzehnfachen, verstehe ich. Wie setzt man sich dann mit dem Team zusammen und sagt, okay, Ziel ist, wir verzehnfachen? Und dann baut man sich ja irgendwie einen Plan, der da am Ende idealerweise hinführt. Wie sieht denn so ein Gespräch dann aus? Geht es dann darum, okay, hier ist was wir können und jetzt machen wir es für mehr Spiele, wir machen es anders? Also wie schafft man diese Gedanken überhaupt erst mal, um diese Vision zu schaffen?
00:49:33: Sebastian Weishaar Ja, also es war jetzt glaube ich kein so richtig offizielles Ziel, sondern ich glaube es war mehr so in den Köpfen einzelner Leute vielleicht, aber klar grundsätzlich schaust du dir halt an, was funktioniert in dem Business, was du gerade hast und wie kannst du das vervielfachen.
00:49:48: Sebastian Weishaar Expansionen in mehr Spiele. Wir waren gerade 2015, glaube ich, schon immer noch eine sehr Valve-getriebene Firma, sage ich mal. Counter-Strike und Dota waren mal ganz gut und hatten noch ein bisschen League of Legends, bevor Riot es dazu selbst einmal weitergemacht hat. Und das war es halt auch. Viel mehr hatten wir damals noch gar nicht in unserem Spieleportfolio. Und da war natürlich schon ein großes Ziel, das eben breiter aufzustellen und das, was man in Counter-Strike geschaffen hat.
00:50:15: Sebastian Weishaar auf andere Spiele zu reproduzieren. Das ist auch immer ein easyer Set denn dann, weil Valve da, glaube ich, auch schon eine sehr besondere, einmalige Umgang, sage ich mal, mit ihrem E-Sports-Ekosystem hat gegenüber eigentlich so ziemlich eben anderen Publisher auf der Welt. Aber das war, wie gesagt, das war ein Ziel. Internationalisierung war ein Ziel. Wie kann man das, was wir in Deutschland und Europa groß gemacht haben, auch außerhalb von Europa größer machen, Stichwort Nordamerika, wo natürlich
00:50:45: Sebastian Weishaar unseren Geld primär setzen. Da haben wir dann damals den Craig und seine Firma dann auch dazugenommen, haben dann ein Studio und ein Office in Burbank in Kalifornien aufgemacht, hatten dann Craig und sein Team in New York, haben zwischendurch mal den Ein- oder Abstecher nach Asien gewagt, das überwiegend nicht so erfolgreich war. Also auch, ich sag mal, Thema China, da kann man wahrscheinlich ein ganzes Buch drüber schreiben.
00:51:10: Sebastian Weishaar Da haben wir sehr viele besondere Erfahrungen gesammelt, die ich so auch nie irgendwo anders erlebt habe, wo wir einfach wahnsinnig naiv und blauäugig, sag ich mal, in viele Dinge auch rangegangen sind, weil wir irgendwie gedacht haben, naja, das ist halt auch einfach nur ein anderes Land, ein bisschen größer. Und in Realität ist halt da einfach alles anders. Die Kultur ist anders, die Sprache ist anders, die Art des Zusammenarbeitens funktioniert ganz anders. Und da haben wir, glaube ich,
00:51:39: Sebastian Weishaar Menge gelernt war the hard way, indem man sich auch mit mehr Vorbereitung und kulturellem Einfühlungsvermögen vielleicht hätte ersparen können.
00:52:00: ELGEHLO Jetzt gehen wir mal so ein bisschen vorwärts Richtung Ausblick. One Billion Dollar Exit ist irgendwie eine Möglichkeit. Die Frage so, wie entsteht das? Geht man, wann geht man aktiv auf die Suche? Oder wird man proaktiv angesprochen? Wie lief sowas? Was sagst du zu dem Timing? Das würde mich noch mal interessieren. Und generell natürlich Entstehungsgeschichte auch.
00:52:26: Sebastian Weishaar Das Timing war wie immer relativ glücklich und ich glaube, das wäre so ein Jahr später und ein Jahr früher wahrscheinlich nicht mehr zustande gekommen. Das war tatsächlich überwiegend ein bisschen Zufall und Glück, würde ich mal sagen.
00:52:40: Sebastian Weishaar Also wir hatten ursprünglich das Thema, das war ja seit 2015 immer ein Teil der Modern Times Group. In dem Zusammenhang, als wir da zugekommen sind, waren wir so drei bis fünf Prozent der gesamten Jahresumsatz, also eigentlich relativ klein und relativ unbedeutend. Dann haben die im Laufe der Jahre immer weiter ihr
00:53:02: Sebastian Weishaar TV-Business abgestoßen und sich mehr auf Gaming und E-Sports fokussiert und plötzlich waren wir halt 30, 40, 50 Prozent des Umsatzes und damit stehst du dann halt plötzlich auch ganz anders im Rampenlicht der Börse und wirst dann einfach viel stärker am aktuellen Quartal oder vielleicht am nächsten Quartal gemessen, aber überhaupt nicht mehr an dem, was mal in zwei Jahren oder in fünf Jahren oder in zehn Jahren ist. Und das war eine wertvolle Erfahrung und die hat uns, glaube ich, auch weitergebracht, aber ich
00:53:30: Sebastian Weishaar Ich glaube nicht, dass ich noch mal für ein börsenorientiertes Unternehmen arbeiten möchte. Einfach weil diese Kurzlebigkeit halt einfach wahnsinnig dem entgegensteckt steht, wenn du halt einen Wachstumsmarkt hast, wo du eigentlich investieren musst und wo du nicht irgendwie schauen musst, dass das nächste Quartal toll ist oder wo du Situationen hast. Jetzt hat sich ein Event, weiß ich nicht, vom letzten Märzwochenende ins erste Aprilwochenende verschoben und deswegen ist jetzt sein ganzes Quartalergebnis plötzlich komisch.
00:54:00: Sebastian Weishaar Und das jetzt erstmal dann Investoren zu erklären. Und dann waren wir ja auch noch in Stockholm gelistet, was jetzt auch nicht, sag ich mal, die richtige Zielgruppe realistisch ist, sag ich mal, für das Business, was wir haben. Und deswegen war schon, sag ich mal, der Plan damals, das war eben aus der MTG,
00:54:18: Sebastian Weishaar halt eben rausgehen, wollten damals dann eigentlich eher in New York dann gelistet sein, separat, waren auf diesem Weg auch relativ weit unterwegs und dann kamen halt so relativ kurz zu der Zielgeraden plötzlich die Saudis um die Ecke und haben halt ja eine echte Alternative dazu geboten, haben halt ihre langfristige Visionen auch aufgezeigt und ich glaube, was uns eigentlich am meisten interessiert hat, war eben diese Ability langfristig zu
00:54:50: Sebastian Weishaar New York gelistet worden wären, hätten wir das Problem ja trotzdem gehabt. Dann hätten wir vielleicht einen besseren Investorenstamm gehabt, der mehr Verständnis und Affinität hat für das, was wir tun. Aber das Problem wäre ja trotzdem das gleiche gewesen oder die Situation. Und es ist schon deutlich angenehmer in einem Umfeld zu arbeiten, wo du halt einen 3-, 5-, 7-, 10-Jahres-Horizont hast für Themen als einen 3-Minuten-Horizont oder 4-Wochen-Horizont.
00:55:20: Sebastian Weishaar Das mag dann jeder auch persönlich anders wahrnehmen, aber ich kann für mich auf jeden Fall sagen, dass mir das Arbeiten in diesem Umfeld deutlich mehr Freude bereitet als in diesem, sag ich mal, börsengetriebenen, kurzfristigen Umfeld. Ja.
00:55:35: Chris Wie wächst man eigentlich in so eine Rolle? Also man fängt an als wilder Haufen, weißt du, man macht dann einfach und baut einfach irgendwie und plötzlich, du sprichst von Börse, plötzlich sprichst du von deutlich mehr Mitarbeitern und irgendwie habt ihr da ein riesen Schiff gebaut plötzlich. Habt ihr euch da einfach auch, habt ihr das einfach so, weißt du, war das so, ey, wir wingen das oder habt ihr euch da auch richtig hart fortgebildet, hattet ihr krasse Mentoren?
00:55:54: Sebastian Weishaar Nee, also ich glaube, ich hatte null Fortbildung in meinen 20 Jahren und es war eigentlich zu 95 Prozent alles learning by doing. Es ist einfach so gesunden Menschenverstand anwenden und da irgendwie nach bestem Wissen und Gewissen das Beste daraus machen. Es gab jetzt ja auch, sag ich mal, für unsere Branche und für unseren Job gab es jetzt ja auch keine klassische Berufsausbildung oder einen Studiengang oder sowas. Ich gehe jetzt mal E-Sports studieren in 2005, haha. Weiß ja noch nicht mal jemand, was das überhaupt ist.
00:56:24: Sebastian Weishaar Von daher haben wir ja auch wahnsinnig viele Quereinsteiger aus verschiedenen Bereichen, die dann bei uns in der Firma groß geworden sind.
00:56:33: Sebastian Weishaar Das Einzige, was wir, glaube ich, gemacht haben, ist, dass wir schon ab einem gewissen Zeitraum, ich hatte mal gesagt, wann haben wir damit angefangen, vielleicht 2011, 2012, so schon gezielt versucht haben, immer mal wieder 1, 2, 3 Leute, die nicht aus dem E-Sports kamen, mit in unsere Führungsstruktur rein zu bringen, einfach um so ein bisschen einen anderen Blickwinkel, einen anderen Erfahrungswert, ein bisschen zusätzliches Know-how mit einschließen zu lassen.
00:57:01: Sebastian Weishaar Das hat, glaube ich, schon geholfen. Das war auch richtig. Nicht alle dieser Highers haben gut funktioniert, aber der eine oder andere, würde ich sagen, war schon ganz okay. Und ansonsten haben wir das wirklich alles learning by doing gemacht. Und ich glaube so, dass auch für mich, wenn ich jetzt so in diesem Zeitraum Leute interviewt habe,
00:57:20: Sebastian Weishaar mir immer viel wichtiger, was die Persönlichkeit des Menschen ist, was den antreibt, was dessen Beweggründe und Motivation sind, warum der sich jetzt für diesen Job bewirbt, versus ob der irgendeine Schulnote hatte, irgendeinen Studienabschluss oder auch in welchem Fach konkret. Klar, wenn jetzt irgendwie in der Buchhaltung arbeitest oder im Legal Team, dann ist es schon ganz cool, wenn man irgendwie eine Finanzausbildung hat oder irgendwie Anwalt ist, aber ich sag mal so in den normalen Rollen,
00:57:50: Sebastian Weishaar war das Wichtigste einfach, dass du viel Passion hast und ein bisschen Grips hast und die beiden Sachen versuchst, bestmöglich aufeinander anzuwenden. Das geht ja dem Dennis wahrscheinlich auch relativ ähnlich, der hat ja auch ein Unternehmen so aus dem Nichts aufgebaut und hast jetzt ja auch nicht irgendwie zehn Kurse besucht, die dir jetzt genau gesagt haben, wie du das jetzt machen sollst, sondern hast halt einfach
00:58:14: ELGEHLO Absolut.
00:58:17: Sebastian Weishaar das Beste getan, was du glaubtest tun zu können und jede Woche gefühlt 100 Stunden gearbeitet und irgendwann ist da halt dann was draus geworden. Und ich glaube, so war das dann halt hier auch bei ganz vielen Leuten.
00:58:35: Chris Magst du, also wir haben ja gar nicht so im Detail darüber gesprochen, aber wie sieht denn dein Job heute aus? Also kannst du den einmal ein bisschen beleuchten, was du da tatsächlich tust?
00:58:44: Sebastian Weishaar Ja, also heute, wie gesagt, bin ich bei uns President eSports. Heute koordiniere ich und prove ich eigentlich hauptsächlich nur Dinge, sprich ich arbeite eigentlich selber fast gar nicht mehr operativ, sondern ich versuche eigentlich nur Leute um mich herum zu enablen, ihren Job möglichst gut zu machen. Hab vielleicht bei dem ein oder anderen Thema noch mal eine tiefere Meinung, wie man vielleicht was machen könnte. Aber ich bin jetzt zum Beispiel auf den Events fast gar nicht
00:59:14: Sebastian Weishaar nicht mehr vor Ort oder wenn ich vor Ort bin, dann hauptsächlich um ein paar Kunden zu treffen, aber jetzt nicht irgendwie um sicherzustellen, dass das Event noch funktioniert. Also ich sag mal, die ersten zehn Jahre bin ich wahrscheinlich auf ihrem Event beim Headset durch die Gegend gerannt und hatte da immer alle Funkverbindungen und konnte dir zu jedem Mikrodetail auf dem Event zu jedem Zeitpunkt sagen, was gerade los ist. Heute habe ich da keine Ahnung mehr von. Also da ich das mal gemacht habe, habe ich noch das theoretische Verständnis,
00:59:44: Sebastian Weishaar Und heute ist es halt hauptsächlich eher in strategischer Hinsicht Mitarbeiter führen, Strategie bauen, schauen, dass wir irgendwie das Budget einhalten, an drei bis fünf Jahresplänen mitwirken. Und dann haben wir jetzt natürlich so große Projekte wie den E-Sports World Cup, wo ich dann gerade am Anfang auch relativ viel Zeit investiert habe, um halt dabei zu helfen, das so ein bisschen aufzugleisen und, sag ich mal, das E-Warpment von Gamers Aid in E-Sports World Cup
01:00:12: Sebastian Weishaar so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Ich glaube, insgesamt sind wir so 1.300, glaube ich, ungefähr aktuell. Und im E-Sports-Team ist so ziemlich genau die Hälfte davon.
01:00:15: ELGEHLO Wie viele Leute arbeiten bei EFG mittlerweile?
01:00:29: ELGEHLO Jetzt zwei Fragen noch. Wir haben noch gar nicht über Faceit gesprochen, ... ... die mit in der ... ... in der Übernahme sozusagen Teil der ganzen Geschichte waren. Und das Andere ist, ... ... da kannst du gerne überlegen, womit wir als Erstes anfangen. Was hat sich verändert? Denn das ist ... ... bei vielen Leuten, mit denen ich aus alten ESL-Zeiten gesprochen habe, ... ... immer doch ein Thema gewesen. Nach der ... ... nach dem Exit sozusagen hat sich schon was verändert ... ... für Leute, die weiter in dem Unternehmen geblieben sind. Und das auch ... ... relativ stark, also anderer Druck auch wieder da ... ... gewisserweise.
01:00:58: Sebastian Weishaar Ja, also, ich glaube, es ist immer eine Frage des Blickwinkels. Also, ich weiß gar nicht, ob sich jetzt für mich selber, für mich persönlich, glaube ich, hat sich jetzt danach gar nicht so sehr viel selber verändert. Ich glaube, für mich, was sich sehr verändert hat, ist, früher kannte ich jeden einzelnen Mitarbeiter, der bei uns in Köln gearbeitet hat, persönlich. Und ich konnte über jeden sagen, das ist der, der macht das.
01:01:24: Sebastian Weishaar und hab wahrscheinlich drei bis fünf Touchpoints mit jedem gehabt. Der Punkt ist seit ... Ich weiß nicht, wann hat das mal aufgehört. 2016, 2017 wahrscheinlich. Da kommst du ins Büro rein und denkst, wer ist das? Den hab ich noch nie gesehen. Und ... das schafft natürlich eine ganz andere Kultur. Am Anfang, ich sag mal, wenn du bis zu 100, 200 Leute bist, da kennt jeder jeden und jeder hat mit jedem eine Geschichte und ein Erlebnis.
01:01:53: Sebastian Weishaar Und wenn du dann mal 500 plus Leute bist oder jetzt sogar über 1000 Leute bist, ist es halt unmöglich, noch jeden zu kennen und mit jedem eine gemeinsame Geschichte zu haben. Ich weiß gar nicht, ob das eine besser ist als das andere. Es ist auf jeden Fall anders. Und es ist vielleicht auf jeden Fall ein bisschen weniger so, wir gehen zusammen durch dick und dünn und erobern die Welt. Und es ist halt mehr vielleicht ein bisschen normaler, in Anführungsstrichen, ein Job,
01:02:22: Sebastian Weishaar wie es halt millionenfach auch andere irgendwie dann haben in Firmen dieser Größenordnung. Aber mir macht das immer noch wahnsinnig viel Spaß. Ich glaube, wir haben immer noch die Vision, e-Sports viel größer zu machen, als es heute ist. Ich glaube auch, wir haben immer noch 30 Prozent unseres Potenzials erreicht oder vielleicht sogar noch weniger und können noch viel, viel größer werden, als es jetzt gerade ist.
01:02:47: Sebastian Weishaar So Dinge wie Olympic eSports Games können da zumindest eine Außenwahrnehmung, glaube ich, wenn es gut gemacht wird, auf jeden Fall auch helfen, da wieder so ein bisschen einen Sprung zu schaffen, weil es einfach immer noch ganz, ganz viele Millionen Menschen gibt. Das kennt ihr ja selber auch, wenn ihr irgendwie Fragen habt, macht ihr denn beruflich? Und dann naja, ich arbeite irgendwie in eSports und dann fragen die so, hä, was ist das denn?
01:03:12: Sebastian Weishaar merke schon, wenn man so ein Thema hat wie jetzt zum Beispiel Olympik eSports Games und wenn man jetzt Leuten erklären kann, schau, es gibt Olympische Sommerspiele und Winterspiele und es gibt Olympische eSports Spiele, das schafft halt direkt ein anderes Verständnis und Respektlevel, als man macht da jetzt irgendwie eSports und kann da aber irgendwie nichts drauf herleiden als jetzt mal als komplett Außenstehender.
01:03:39: Chris Ja, da ist doch so ein World Cup, glaube ich, groß. Einfach nur in der Außenbahn, die gesteuert wird, wenn du sagst, es gibt diesen World Cup und der ist wie groß auch immer und es gibt die ganzen Spiele. Das versteht halt auch erstmal jeder von außen. Da kann jeder was mit anfangen.
01:03:46: Sebastian Weishaar Ja. Genau, das versteht auf jeden Fall erst mal mehr, als wenn man irgendwie sagt, was ist denn Intel Extreme Masters oder LCS oder LEC, weil das ist halt dann irgendwie schon wieder so ein Fachbegriff und Fachwissen, was gebraucht wird.
01:04:04: Sebastian Weishaar braucht erstmal mehr Ausholung, um das gut zu erklären und World Cup, wie du sagst, das kennt man irgendwie aus dem Fußball und aus anderen Sportarten, das ist irgendwie ein gelerntes Konzept, genauso wie Rümpfelspiele, das ist irgendwie ein gelerntes Konzept und das schafft, glaube ich, eine größere, eine schnellere Akzeptanz halt einfach, insbesondere, sage ich mal, in der Welt, in der wir heute noch nicht so bekannt sind.
01:04:26: Sebastian Weishaar Aber das größte Gut, was wir hier haben mittlerweile, ist Zeit. Weil, ich sag mal, es wachsen immer mehr Generationen auf, die eSports genauso natürlich ist, wie Fußballspielen oder Basketball spielen und Tennis spielen. Und je mehr diese Leute älter werden und dann auch mal vielleicht irgendwie in berufliche Entscheidungspositionen aufsteigen, desto einfacher wird natürlich alles. Also früher mussten wir da ja immer
01:04:54: Sebastian Weishaar Also bei unter Null anfangen, eher bei minus 50 anfangen, um dann mal jemanden in zwei Stunden Gespräch vielleicht auf Null zu entwickeln, um dann in zwei Follow-Up-Gesprächen die Person dann mal auf plus drei zu entwickeln. Und ab plus 20 hat man dann vielleicht angefangen mal darüber nachzudenken, irgendwie mal 2000 Euro E-Sports dann auszugeben. Also das war halt, früher musstest du halt echt tief, tief, tief, tief, tief grinden und Klinken putzen und alle Basics erklären. Heute ist es halt
01:05:24: Sebastian Weishaar nicht mehr die Frage ob, sondern eigentlich nur was und wie und wann und wo und dieses ob ist halt einfach weg und das macht es natürlich dann viel einfacher.
01:05:37: ELGEHLO Olympic Games, du hast gerade schon ein bisschen dazu gesprochen. Kannst du mal ganz kurz erzählen? Wir haben den EWC dieses Jahr zum ersten Mal erlebt in dieser Form. Es hat sich aber doch, und das ... Etwas, wo ich auch nicht müde werde, ist noch immer mal wieder zu erwähnen. Es hat sich jetzt sehr viel bewegt in sehr kurzer Zeit, seitdem es die Übernahme gab, seitdem es den EWC noch mal als Standalone-Event gibt. Da ist aus meinem Verständnis die EFG, der Generalunternehmer in der Umsetzung.
01:06:07: ELGEHLO Und dann gibt's den IOC, der noch mit ins Spiel gekommen ist, relativ alles sehr geballt, was News angeht, auch in welchem Zeitraum. Auf einmal ist deutlich mehr Geld im Markt und auf einmal bewegt sich auch deutlich mehr im Markt. Das ist die Wahrnehmung jetzt erst mal von außen. Kannst du mal ein bisschen mehr Kontext geben?
01:06:25: Sebastian Weishaar Ja, es gibt ja glaube ich verschiedene Komponenten. Also es gibt glaube ich auf der einen Seite die IOC Welt, wo ja der traditionelle Sport einfach das Problem hat, dass sein Publikum immer älter wird und dass ganz viele traditionelle Sportarten haben mittlerweile einen Durchschnittsalter von 40, 50 plus.
01:06:43: Sebastian Weishaar Durchschnittsalter und das gibt ja dann das Gefühl, wenn das mal 20 Jahre weitergeht, wie alt die da sind und dann haben wir halt ein echtes Reichweitenproblem irgendwann. Und deswegen hat natürlich jeder traditionelle Sportart und natürlich die olympischen Spieler als Umbrella davon dann eher um die Forefront natürlich das Ziel, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen.
01:07:05: Sebastian Weishaar Und das geschieht halt sehr offensichtlich mit eSport, sofern man, sag ich mal, auch die richtigen Spiele dafür auswählt und jetzt nicht irgendwie Virtual Sailing oder so, was vielleicht nicht ganz so ein Millionen Publikum interessiert. Aber ich sag mal, in der Theorie, glaube ich, ist das ein relativ smarter Move, einfach seinen eigenen Brand und seine Zielgruppe zu erweitern und zu verjüngen. Und das ist natürlich dann eine intrinsische Motivation. So, das ist, sag ich mal, die eine Komponente dazu. Die andere Komponente ist, es gibt nochmal jetzt auch Saudi-Arabien,
01:07:35: Sebastian Weishaar ein Land, was als Landesstrategie hat, eine relevante Position und Player im E-Sports und Gaming zu werden. Das gibt es so auf der Welt, nirgendwo sonst. Das wäre so, als wenn die deutsche Bundesregierung sagen würde, eines unserer Hauptziele für die nächsten Jahre ist, E-Sports groß zu machen als Bundesregierung. So ist das Thema in Saudi-Arabien aufgestellt. Das kann man sich hier gar nicht vorstellen.
01:08:03: Sebastian Weishaar Kilometer betrifft dann ist da noch nicht mal die richtige die richtige Abmessung, wie weit wir da zurück sind und wie weit wir von dieser Denkweise glaube ich gerade weg sind in Deutschland. Und damit einhergehend, auch glaube ich kein Geheimnis, Saudi-Arabien hat ein sehr erfolgreiches Ölgeschäft. Das ist vielleicht nicht in den nächsten 50 Jahren immer noch das Nonplusultra, sondern muss diversifiziert werden. Da gibt es entsprechend eine
01:08:30: Sebastian Weishaar langfristige Strategie, wie man sich eben breiter aufstellt und als eines der Themen, mit denen man das tut, ist halt Gaming und E-Sports identifiziert worden. Entsprechend wird das halt von höchster Stelle maximal unterstützt und das hilft natürlich sehr, Dinge zu accelerieren und Dinge wie den E-Sports World Cup, also wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, es gibt nächstes Jahr den E-Sports World Cup, den hätte ja selbst ich für gescheuert erklärt und gesagt, also
01:08:55: Sebastian Weishaar glaube ich nicht, auch total schwierig mit den ganzen Publishern und so schnell schon mal gar nicht. Und das hat halt trotzdem jetzt irgendwie geklappt und ist glaube ich echt eine herausragende Leistung auch gewesen von allen Beteiligten, die das so ermöglicht haben, dass das so dazu gekommen ist.
01:09:14: Sebastian Weishaar kann man hunderttausend Sachen anders und besser machen und wird auch aktiv dran gearbeitet, dass das passiert nächstes Jahr und in den Folgejahren. Aber ich glaube, es war mal ein super, super Fortschritt für den E-Sports als Ganzen. Und wir haben ja, glaube ich, alle in den letzten zwei, drei Jahren wurden wir immer mit dem Begriff E-Sportswinter irgendwie konfrontiert. Die Welt geht unter und die E-Sports versinken im Schnee.
01:09:40: Sebastian Weishaar und im Eis. Und ich glaube, da war das jetzt natürlich eine sehr große Hilfe, sowohl in der Perception als auch im tatsächlichen Geld, was dadurch jetzt in die Branche einfach fließt in allen Bereichen, ob das jetzt auf Veranstalterseite ist, ob das auf Spielerebene ist, ob das auf Team-Ebene ist, ob das auf Kommentatoren-Ebene ist, auf Supplyerebene. Da profitieren ja am Ende des Tages alle davon, die in irgendeiner Form daran mitarbeiten.
01:10:10: Sebastian Weishaar Und deswegen glaube ich hat das einen großen Schritt bewirkt, eben aus diesem vermeintlichen E-Sports-Winter wieder so ein bisschen rauszukommen. Und darüber hinaus ist das ja auch alles eher immer ein bisschen Quatsch und hochsterealisiert gewesen. Und ich glaube, es ist einfach in vielen Stellen zu viel Geld in lustige Projekte investiert worden, die
01:10:31: Sebastian Weishaar ich sage mal, zumindest aus meiner Sicht, sehr offensichtlich niemals funktionieren konnten. Und deswegen ist es auch, glaube ich, gesund, dass da eine gewisse Marktkorrektur stattgefunden hat, um so ein paar völlig absurde Dinge wie, weiß ich nicht, Teams werden jetzt fast eine Milliarde Dollar bewertet oder so was, wenn die gleichzeitig noch nicht mal zehn Prozent dieses Umsatzes haben. Das hat ja nichts mit Realität und mit
01:10:55: Sebastian Weishaar sage ich mal, einen stabilen Geschäftsmodell zu tun, sondern da ist ja schon noch mehr Wunschvorstellung und Fantasie drin gewesen, als wir das zu unseren optimistischen Tagen jemals in unserem Business vielleicht gehabt hatten. Und deswegen ist es, glaube ich, schon ganz gut, dass da jetzt eine gewisse Gesundung und Korrektur stattgefunden hat. Und dann kann, glaube ich, die ganze Industrie auch gestärkt daraus wieder hervorgehen und eben mit einem gesunden Fundament dann auch wieder weitere Stockwerke bauen.
01:11:24: Chris kann man ja nochmal eine Anekdote reinschmeißen zu diesen ganzen Milliardenbewertungen der Teams. Und ich glaube, dass Complexity, Jason Lake hat es ja irgendwie zurückgekauft aus dieser Gruppe raus, in der es war, für 10 Millionen.
01:11:36: Chris Und ich weiß, da gab es einen Konflikt mit dem FaceClan etc., die auch in die Börse sind darüber und irgendwie auf einer Bewertung, die ja extrem krass war für das, was sie eigentlich gemacht haben. Also wenn man jetzt mal diesen Reality-Check bekommt, für was dann so Assets auch wieder rausgekauft werden können und wie Assets dann tatsächlich bewertet werden, wenn Geld fließt und nicht nur theoretisch.
01:11:57: Chris So, ich glaube, wir hatten, wir haben da ja ganz am Anfang irgendwie, hast du es reingeschmissen, der das gilt. Esports wird jetzt irgendwie auch verkauft oder verschachert, wie auch immer. Da geht es ja auch nicht mehr um viel Geld, ne? Ja.
01:12:09: ELGEHLO Ja, absolut. Also, Korrektur war schon wichtig und richtig. Ich würde nochmal einmal, Baschid, du wolltest was sagen?
01:12:15: Sebastian Weishaar Naja, aber es gibt ja auch, ich wollte jetzt gar nicht zu negativ Richtung den Teams auch kleben, es gibt da ja auch positive Beispiele, Liquid oder G2 oder andere, die es auch tatsächlich geschafft haben, um, sag ich mal, ein Business-Modell hinzubekommen und irgendwie sustainable zu sein und gleichzeitig wahnsinnig viel Value auch gegenüber ihren Spielern zu enden. Und ich glaube, die profitieren natürlich dann auch überproportional dann wieder von so einer Korrektur, weil ich sag mal,
01:12:47: Sebastian Weishaar dann bleiben halt die Viertesten stehen und können dann auch wieder wachsen und sag ich mal wieder so das nächste Chapter der Entwicklung einleiten und deswegen, wie gesagt, ich glaube, das ist auf allen Ebenen positiv und gesund. Glass ist erstmal schmerzhaft und dann sind viele Jobs verloren gegangen und viele Existenzen so ein bisschen zerbrochen und jedes einzelne Schicksal davon ist tragisch und
01:13:11: Sebastian Weishaar hätte man idealerweise irgendwie vermieden. Aber ich glaube, für das langfristige Wachsen ist das gut. Würde ich jetzt vielleicht nicht sagen, ist auf jeden Fall gesund und hilfreich, um das nächste Level erklimmen zu können.
01:13:27: Chris Ja, ich wollte deine Aussage auch gar nicht anders darstellen. Ich merke halt nur, wir haben ja ganz viel über so Bewertungen gesprochen, dann auch bei Companies und dann war das so, hey, wir machen was im E-Sport und deswegen können wir mehr raisen und deswegen sind wir gleich von Grund auf schon mehr Geld wert. Und da hat sich ja also diese Bubble, die sich da wirklich geschaffen hat, wenn du dann halt siehst, dass wir sind jetzt hier irgendwie alle eine Milliarde plus wert. Also eigentlich nicht so wirklich. Was ist denn dann ein Wert? Also klar kannst du auch immer theoretisch über so Werte sprechen und die auch ermitteln.
01:13:54: Chris Nur du merkst natürlich dann trotzdem, wenn die Realität dich dann wieder einholt, dann ist halt mal die Frage, was ist denn jemand wirklich bereit, jetzt dafür auszugeben? Und ich glaube auch, dass diese Korrektur extrem wichtig war, weil jetzt kannst du dann auch wieder solide weitermachen. Also jetzt realistische Erwartungen.
01:13:59: Sebastian Weishaar Total. Ja, absolut. Ja, total. Und wie ich selber mit am lustigsten fand, da gab es halt einige Teams, die haben auf
01:14:18: Sebastian Weishaar extrem hohen Tech-Multiples Geld gerast und haben dann einen relativ signifikanten Teil dieses Geldes in ein Headquarter und eine Trainings Facility reinvestiert, sprich du raise Geld mit einem Tech-Multiple oder sogar noch darüber und gibst es dann aus in ein Real Estate-Multiple, der ja nun
01:14:38: Sebastian Weishaar offensichtlichen Bruchteil davon ist und dass das alleine schon nicht irgendwie Sinn machen kann, davon muss man ja nicht mal studiert haben, das müsste sich eigentlich relativ logisch erschließen und dass da so viele da eins und eins nicht zu zwei zusammenzählen konnten, fand ich schon ein bisschen überraschend und wie du sagst, ist glaube ich sinnvoll, dass das jetzt einfach ein bisschen in gesündere Bahnen wieder
01:15:02: ELGEHLO Gibt
01:15:04: ELGEHLO Jetzt haben wir irgendwie noch fünf Minuten, wenn ich das richtig sehe. Zwei, drei Sachen noch, vielleicht Dinge, über die wir gerne noch sprechen wollen würden. Eine Anekdote, falls du sie mit rausgeben wolltest, was in Saudi-Arabien möglich ist, was in Deutschland vielleicht nicht möglich wäre. Ich denke immer an diese Stadiongeschichte. Da hast du mir auch eine schöne Geschichte erzählt, wie so etwas noch durchgezogen worden ist. Vielleicht hast du auch andere Beispiele. Aber das ist mir noch irgendwie in den Kopf geblieben. Und was ist vielleicht noch generell wichtig an Themen,
01:15:34: ELGEHLO reinnehmen wollen.
01:15:37: Sebastian Weishaar Ja, ich meine, wie gesagt, in Saudi-Arabien ist das ein strategisch wichtiges Thema, E-Sports voranzutreiben und Gaming voranzutreiben. Und entsprechend, dann sag ich mal, wird das Land von einer Person geführt am Ende des Tages. Und wenn diese Person halt etwas will, dann passiert das halt auch relativ zeitnah. Und entsprechend entstehen da nochmal
01:16:00: Sebastian Weishaar Venues in einer Laufzeit, in der du in Deutschland wahrscheinlich noch nicht mal den Bauantrag eingereicht hast, steht dann da in Saudi-Arabien. Das Ding ist dann halt einfach komplett schlüsselfertig mit allen Dingen bereit zur Benutzung. Und das erleichtert natürlich dann auch wieder Dinge vielmals, während du in Deutschland halt einfach auf ganz viel Bürokratie immer stecken bleibst. Und ja, damit unterscheidet man sich dann natürlich auch
01:16:34: Sebastian Weishaar dort und jetzt gerade mal hier zum Beispiel nicht. Und so was Themen, Anekdoten angeht, also wie gesagt, ich hatte dir glaube ich mal gesagt, wenn ich mal alt bin eines Tages oder noch älter, dann schreibe ich auf jeden Fall noch mal ein Buch über all das, was mir so widerfahren ist. Die Untold Stories of Esports, den Titel habe ich schon, aber da gibt es auf jeden Fall viele Kapitel, die es da zu füllen gibt und war schon einfach eine
01:16:39: ELGEHLO blick
01:17:02: Sebastian Weishaar Wahnsinns bewegte Zeit irgendwie und kann sich kein Mensch, der nicht dabei war, kann sich das wirklich vorstellen, wie verrückt das teilweise war, diese ganzen über 20 Jahre.
01:17:19: Sebastian Weishaar schon ziemlich crazy alles gewesen. Und auch an wie vielen Nuancen dann irgendwie so kleine, ja weiß nicht, große Entscheidungen dann irgendwie gehangen haben. Also vielleicht eine kleine Anekdote, die ich da nochmal erzählen kann, ist, ich hätte mal fast die LCS verhindert.
01:17:22: ELGEHLO Wollen wir den?
01:17:38: Sebastian Weishaar Wir hatten nämlich 2012, wir waren ja schon mit Riot, haben ja relativ viele League of Legends Turniere gemacht in der Intellect Street Masters und wir von der ESL sag ich mal, wir waren ja immer extrem geprägt mit diesem Gedanken, Open Ecosystem und
01:17:54: Sebastian Weishaar Deswegen fanden wir, sage ich mal, Close Ecosystems, waren wir immer sehr skeptisch gegenüber. Also hatten wir halt 2012, glaube ich, so ein Meeting bei Riot, wo die uns halt erzählt haben, dass sie jetzt quasi 2013 die LCS launchen wollen im Europa Nordamerika.
01:18:13: Sebastian Weishaar und dann halt eben von einem offenen Ecosystem in ein Klossecosystem wechseln. Da waren wir relativ dagegen und haben da ein sehr hitziges Meeting, sag ich mal, zu gehabt. Gab es damals, ich weiß nicht, ob ihr den noch kennt, Dustin Beck, das war der Bruder von Brandon, vom Co-Founder, der war damals verantwortlich für E-Sports und er und ich sind so gleich alt.
01:18:34: Sebastian Weishaar haben die gleichen Computerspiele gespielt, als wir Kinder waren und sind beide relativ überzeugt, dass die Spiele, die wir gespielt haben, relativ gut können. Und dann haben wir irgendwann immer wieder gesagt, dass wir beide überragende Warcraft 2-Spieler waren früher und wollten dann halt mal gegeneinander spielen. Und an diesem Tag war es dann so weit, die Riot IT hat uns da so eine kleine Ecke hergerichtet, das Spiel runtergeladen und
01:19:03: Sebastian Weishaar Das quasi enabled und direkt davor hatten wir eben dieses Meeting, wo wir uns mitgeteilt haben, bis sie jetzt in ein Franchise-System wechseln. Und dann, wie gesagt, das Meeting lief nicht so toll. Und dann, ich habe am Ende des Meetings immer aufgestarrt, mich zum Dustin werden gesagt, Dustin, wir spielen jetzt ja Warcraft 2 gegeneinander, wir machen das jetzt folgendermaßen. Wenn du gewinnst, sage ich nie wieder ein negatives Wort dazu und wir werden alles genauso machen, ohne jeden Widerspruch, wie ihr euch das vorstellt.
01:19:27: Sebastian Weishaar Wenn ich gewinne, machen wir das nicht. Deal? Und ich sah es, wie es in seinem Kopf arbeitete. Ich habe ihm die Hand ausgestreckt, er ist so 80% mir entgegengekommen. Und dann kam der Waylon Rosell von hinten, hat ihn zurückgehalten. No, no, no, no, you can't do this, you can't do this. Und dann hat er die Hand wieder weggezogen und hat sich da nicht noch eingelassen. Und ja, dann haben wir halt ohne diesen Einsatz danach gespielt. Und ich sag mal, es war relativ kurz und schmerzhaft für ihn.
01:19:56: Sebastian Weishaar Und da schon, glaube ich, ein Ehrenmann ist, glaube ich, hätte er keine Wahl gehabt, um sich da auch dran zu halten. Und von daher, wie gesagt, es fehlten zehn Zentimeter an der Hand und LCS wäre vielleicht so nie entstanden, wie es dann jetzt heute entstanden ist. Das vielleicht mal als eine Anekdote noch, die mir gerade so einfällt.
01:20:17: Chris Das ist aber eine schöne Anekdote.
01:20:18: ELGEHLO Ja, auch für ein grundsätzlich gutes Ende, würde ich sagen. Vielleicht noch letzten Worte. Dein Ausblick für die Zukunft. Head of you.
01:20:30: Sebastian Weishaar Ja, wie gesagt, Olympique Esports Games ist natürlich ein großes Thema. Ich glaube mal, unsere EFG-Ekosysteme größer machen ist für uns ein großes Thema. Ich glaube vor allen Dingen, wie die Esports einer größeren Bevölkerung zugänglich machen, ist noch ein großes Thema, weil auch wenn wir jetzt irgendwie über, weiß ich nicht, wir haben jetzt einen Turnier und da gucken jetzt 1,5 Millionen peak concurrent Leute zu. Ohne Idee, das ist eine coole Zahl.
01:20:55: Sebastian Weishaar Das feiern wir uns auch alle für, wenn wir solche Zahlen erreichen. Aber das ist ja eigentlich noch längst nicht das, wo wir mal hin können und hin wollen. Und eigentlich müssen wir ja mal 10 Millionen und 20 Millionen und 50 Millionen irgendwann haben. Ich glaube, da liegt einfach noch sehr viel unerschlossenes Potenzial.
01:21:15: Sebastian Weishaar Gesamten die eSports einfach einer deutlich breiteren Masse noch zugänglich machen, als es heute der Fall ist. Und da habe ich riesigen Spaß dran mitzuarbeiten und dabei zu helfen, dass wir das hoffentlich ermöglichen über die nächsten paar Jahre. Und wie gesagt, deswegen, mir macht das immer noch sehr viel Spaß, auch nach den 20 Jahren noch. Klar nicht jeder Tag macht Spaß, kennst du auch Dennis, aber das Grundrauschen ist positiv und das glaube ich immer das Wichtigste, sondern das Grundrauschen positiv ist, glaube ich,
01:21:48: Sebastian Weishaar Deswegen, ja, das glaube ich nach wie vor. Wir haben mal gesagt, früher E-Sports soll mal der zweitgrößte Sportart der Welt werden. Ich glaube, Fußball wird schwierig. Und es wäre so das einzigste, wo ich mich in dem Mal mit Platz zwei relativ gut anfreunden könnte. Und da sind wir definitiv noch nicht. Aber ich glaube, da kann der E-Sports als Ganzes auf jeden Fall nach hinten kommen. Und da werden wir alle miteinander tatkräftig daran arbeiten, dass wir das schaffen.
01:22:15: ELGEHLO Sehr, sehr cool. Vielen, vielen Dank Baschi, dass du heute bei uns im Podcast warst. Wie gesagt, man hört dich ja selten so in der Öffentlichkeit, deswegen schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Chris, vielleicht von dir hast du noch irgendwas, was du gerne mit reingeben wollen würdest, bevor wir an Baschi abgeben? Was wir immer am Ende, ja danke.
01:22:31: Chris Nö. Danke. Also ich kann auch nur Danke sagen. War auch schön. Aber ich habe keine anderen Themen mehr.
01:22:35: Sebastian Weishaar Gerne. Boah, gute Frage.
01:22:41: ELGEHLO Die wichtigste, letzte Frage noch ist natürlich immer, welchen Gast du uns vielleicht nochmal empfehlen wollen würdest, den wir mal bei uns in der Show haben sollten. Kannst ja mal zwei, drei Namen drommen. Ah, Michael, ja.
01:22:53: Sebastian Weishaar Ich habe ehrlich gesagt gar keinen Überblick, wen ihr alle schon so hattet. Aber mit wem ihr bestimmt eine lustige Zeit hättet, wäre der Carmack. Den kennst du ja bestimmt auch sehr gut. Der spricht auch sogar ein bisschen Deutsch. Also ich glaube, ihr solltet das hauptsächlich auf Englisch machen, aber der spricht auf jeden Fall sehr lustiges Deutsch. Er ist auch ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse, der auch einfach wahnsinnig viel Erfahrung im E-Sports hat.
01:23:24: Sebastian Weishaar nicht so vielen Menschen ist auf der Welt, der mir regelmäßig inhaltlich Kontra gibt bei Themen und mich auch mal vom Gegenteil überzeugt, wo ich initial mit Meinung A reingehe und er mich dann dazu bringt, aus dem Meeting mit B rauszugehen. Und von daher, glaube ich, der hat einfach auch wahnsinnig viel zu erzählen, ist ein wahnsinnig schlauer Typ, der, glaube ich, ein guter Gesprächsbordner für euch sein könnte, falls ihr ihn noch nicht hattet.
01:23:53: ELGEHLO Ja. Nee, hatten wir noch nicht. Und krasser Judo-Cover. Damals. Ja. Ja. Vielen, vielen Dank. Baschi, hast du noch irgendwas zum Abschied, was du noch gerne, was wir vielleicht nicht gefragt haben, was du noch gerne loswerden wollen würdest? Gerne.
01:23:55: Chris Nee. Gerne. Danke dir.
01:23:56: Sebastian Weishaar Und das stimmt, das kann er auch ganz gut. Hebt gerne Leute hoch. Ich wünsche dir viel Erfolg jetzt im Winter beim Tischtennistraining. Ansonsten wünsche ich euch einen schönen Tag und wie gesagt, habt Spaß gemacht mit euch ein bisschen zu reden und vielleicht machen wir das ja noch mal irgendwann wieder.
01:24:24: ELGEHLO Danke dir. Bis dahin. Ciao.
01:24:25: Sebastian Weishaar Danke euch, ciao ciao!
01:24:26: Chris Tschüss!
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